Schlagwort: Volksabstimmung

Der Kurt Schuschnigg Lauf

Bei meinem heutigen Morgenlauf ging es um einen traurigen Höhepunkt der Geschichte. Heute vor 86 Jahren tritt der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg mit den Worten, „Gott schütze Österreich“ zurück, damit seine Regierung „der Gewalt weichen werde“. Er wies das österreichische Bundesheer an, sich beim Einmarsch deutscher Truppen ohne Gegenwehr zurückzuziehen. Schuschnigg stand von nun an im Belvedere unter Hausarrest und wurde ab Ende Mai von der Wiener Gestapo im ehemaligen Hotel Métropole, dem Wiener Gestapo-Hauptquartier, inhaftiert.

Das Hotel Métropole am Morzinplatz lag natürlich am Ende des 2. Weltkriegs in Trümmern und ist nun der Leopold Figl Hof.
Mit 900 Beamten war das Haus die größte Dienststelle der Gestapo im „Großdeutschen Reich“. Zahlreiche Widerstandskämpfer, Regimekritiker, Nicht-Arier und Menschen, die von anderen verraten wurden, erlebten im Gestapo-Hauptquartier einige ihrer schrecklichsten Lebenstage. Auch der letzte österreichische Bundeskanzler des Ständestaates, Kurt Schuschnigg, wurde hier gefangen gehalten.

Der Sohn von Kurt Schuschnigg lebte seit 1956 in New York, betrieb dort eine Kunstgalerie und starb im Alter von 92 Jahren im Jahr 2018.
Nach der Ermordung von Kanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 wurde Schuschnigg mit 36 Jahren als bis dahin jüngster Regierungschef angelobt. „Was jetzt kam, hat mein Vater als größten Fehler seines Lebens bezeichnet. Er hätte nach Dollfuß’ Tod sofort eine Volksabstimmung ansetzen sollen, mit der Frage, ob Österreich ein freier, selbstständiger Staat bleiben solle. Diese Abstimmung wäre mit absoluter Sicherheit für Österreich ausgegangen. Das war, wenn man so will, sein Fehler.“, so sagte es Kurt Schuschnigg junior.

Der nächste schwere Schicksalsschlag traf die Familie Schuschnigg am 13. Juli 1935. Der Bundeskanzler war mit seiner Familie unterwegs in den Sommerurlaub nach St. Gilgen, als der Wagen bei Linz von der Fahrbahn abkam, nachdem der Fahrer in übermüdeten Zustand in einen Sekundenschlaf fiel. Während alle anderen mit Verletzungen davon kamen, war Herma Schuschnigg sofort tot. Die Polizei hegte, genau ein Jahr nach dem Dollfuß-Mord, den Verdacht, dass der Unfall die Folge eines Attentats war. Der Fahrer der Familie Schuschnigg war ein sehr zuverlässiger Mann. Er saß am Abend vor dem Unglück in seinem Stammgasthaus, trank ein Glas Bier und schlief dann an seinem Tisch ein. Das Bier wurde ihm laut Aussage des Wirten von einem Fremden spendiert. Vermutlich hat das Bier jemand manipuliert. Man konnte aber nie etwas beweisen.

Am 12. Februar 1938 wurde Schuschnigg von Hitler auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden zitiert. Der „Führer“ befahl, dass der Kanzler den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart als Innenminister in sein Kabinett holen und das Verbot der NSDAP aufheben müsse. „Das Treffen mit Hitler“, sagt Schuschnigg junior, „war der schlimmste Tag seines Lebens. Mein Vater ist nie so gedemütigt worden wie damals. Hitler hat ihn angebrüllt wie einen Schulbuben.“

Schuschnigg gab in allen wesentlichen Punkten nach, setzte aber für den 13. März eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs an. Sie war wohl der Grund, dass Hitler den Befehl zum Einmarsch gab.

Der damals elfjährige Kurt sah seinen Vater erst wieder im Frühjahr 1940 in einem Münchner Gefängnis. Er erkannte seinen Vater fast nicht mehr, denn der 183 cm große Mann wog nur mehr 40 Kilo. „Er hat nichts gegessen, weil er für die Mahlzeiten bezahlen musste und Angst hatte, dass seiner Familie zu wenig Geld zum Essen bleiben würde.“ ( https://kurier.at/politik/inland/kurt-schuschnigg-jun-was-haette-mein-vater-denn-anderes-tun-sollen/313.492.505 )

Der Kurt Schuschnigg Lauf