Schlagwort: Schriftsteller

Der Ida Fleischl-Marxow Lauf

Vor dem ganzen Touristenstrom bin ich noch in die City auf den Spuren von Ida von Fleischl-Marxow gelaufen, die Künstler und Künstlerinnen förderte. Gewohnt hat sie vor allem in der Habsburgergasse 5, in der Bräunergasse 11 und in der Taubstummengasse 10. An den Häusern erinnert nichts an sie. Nicht umsonst hat ihr Sohn Otto in einem Brief an Marie von Ebner Eschenbach folgendes geschrieben: „In 30 Jahren weiss niemand mehr was für eine Frau Mama gewesen ist.“.

Ida von Fleischl-Marxow unterhielt einen Salon, in dem KünstlerInnen, SchriftstellerInnen, Theaterleute und Intellektuelle zusammenkamen, darunter etwa Ferdinand von Saar, den sie förderte, und Franz Grillparzer. Sie war unter anderem befreundet mit der Schauspielerin Julie Rettich, der Schriftstellerin Auguste von Littrow und der Frauenrechtlerin Iduna Laube. Besonders enge Freundschaften pflegte sie mit den Schriftstellerinnen Betty Paoli und Marie von Ebner-Eschenbach.

Ida Fleischl-Marxow war sehr am literarischen Erfolg von Marie von Ebner-Eschenbach beteiligt. Sie war die erste Leserin der Entwürfe der Schriftstellerin, sie nahm Einfluss auf Handlung und Gestaltung der Erzählungen und korrigierte die Druckbögen. Ida Fleischl-Marxow war auch die Lebensfreundin Betty Paolis, die 40 Jahre bis zu ihrem Tod im Haus von Ida Fleischl-Marxow wohnte. Durch diese Unterstützung konnte Betty Paolis als freie Schriftstellerin arbeiten.

Der Ida Fleischl-Marxow Lauf:

Der Jeannie Ebner Lauf

Frisch war es heute in den frühen Morgenstunden beim Laufen, aber an Sonntagen kein Verkehr und kaum Stopps an den Ampeln.

Die Schriftstellerin Jeannie Ebner hat heute ihren 21. Todestag. Geboren wurde sie im November 1918 in Sydney, da ihr Vater mit 17 Jahren nach Australien ausgewandert ist. Er war dort als Kaufmann tätig und hat sich ein Vermögen aufgebaut. Als Jeannie Ebner zwei Jahre alt war, kehrte die Familie zurück nach Österreich und Jeannie wuchs in Wiener Neustadt auf.

Wohnhaus von Jeannie Ebner

Jeannie Ebner schrieb ihr erstes Gedicht nach eigener Erinnerung mit zwölf Jahren. Weil ihr Vater gestorben war und aufgrund der Wirtschaftslage verarmte die Familie und Jeannie Ebner musste das Gymnasium verlassen, weil die Mutter das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnte. Außerdem verloren sie auch ihr Wohnhaus. Jeannie Ebner besuchte die Handelsschule und begann eine Lehre in der familieneigenen Spedition. Später übernahm sie die Spedition und studierte nebenbei Bildhauerei an der Kunstakademie.

1945 wurden das Wohnhaus und die Geschäftsräume durch Bombenangriffe zerstört. Ebner zog mit ihrer Mutter auf einem Pferdewagen nach Tirol, wo sie ein Jahr gemeinsam in einer Berghütte am Kitzbüheler Horn lebten. 1946 kam Ebner nach Wien zurück und lebte von Englisch-Nachhilfe und Schleichhandel.

Jeannie Ebner begann kleinere Texte verschiedenen Zeitschriften anzubieten. Ebner setzte sich jahrelang in verschiedensten Gremien für die soziale Absicherung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern ein. Sie war Gründungsmitglied und von 1983 bis 1988 Vizepräsidentin der IG Autorinnen und Autoren. Sie kümmerte sich um das finanzielle Überleben von Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Not.

Einen Jeannie-Ebner-Weg in Floridsdorf gibt es auch noch, ich bin aber heute nur zu zwei ihrer Wohnungen in die Liechtensteinstraße 20 und die Reisnerstraße 7 gelaufen.

 

 

 

Der Jeannie Ebner Lauf:

Der Jakov Lind Lauf

Noch eher gemütlich unterwegs bei meinem Morgenlauf, ging es heute bei Sonnenschein nach Kaisermühlen.

Der als Heinz Landwirth am 10.2.1927 in Wien geborene Jakov Lind wuchs im Goethehof in Kaisermühlen auf und wurde als 11jähriger Bub mit einem Kindertransport 1938 von seinen Eltern nach Holland geschickt. Zwischen November 1938 und September 1939 gelang so etwa 10000 unbegleiteten jüdischen Kindern die Flucht vor den Nationalsozialisten. Nachdem er zwei Jahre im Untergrund in Holland lebte, fiel auch dort die Wehrmacht ein.

Aus Heinz Landwirth wurde dank falscher Papiere Jan Gerrit Overbeek. Er lebte in drei verschiedenen Kinderheimen und ebenso vielen Pflegefamilien. In Gouda wurde er in einem Hachschara-Lager auf ein Pionierleben in Palästina vorbereitet, die zwei letzten Kriegsjahre verbrachte er zuerst als Knecht auf einem Bauernhof, später als Schiffsjunge auf Rheindampfern und kurz vor Kriegsende sogar als Kurier für Görings Reichsluftfahrtministerium.

Seine nächste Station, inzwischen nannte er sich Jaakov Chaklan, war Palästina, wo er im Unabhängigkeitskrieg 1948 kämpfte. Danach arbeitete er als Strandfotograf, Orangenverkäufer, Privatdetektiv und Übersetzer, bis er 1950 über Amsterdam und Wien nach London ging, wo er unter dem Namen Jakov Lind im Sommer lebte und arbeitete. Die Wintermonate verbrachte er im Künstlerort Deià auf Mallorca.

Großes Aufsehen verursachte sein Erzählungsband „Seele aus Holz“, wo er seine Erlebnisse während der Schoa verarbeitete. Spätere Bücher, insbesondere der Roman „Landschaft in Beton“, stießen bei Publikum und Kritik auf weniger Verständnis. Denn Jakov Linds Schreibstil hatte mit anderen Stilbegriffen kaum etwas gemein, denn er bevorzugte das Grosteske, ja sogar Vulgäre – kurz, den Schwarzen Humor.

Seit Ende der 1960er Jahre war Jakov Lind kein deutschsprachiger Autor mehr und wollte das bewusst nicht sein. „Wer meine Muttersprache sieht, weiche ihr aus oder bringe sie um, oder übersetze sie in normale Sprache noch ehe man sie ausspricht“. Der Bruch mit der deutschen Sprache war es vermutlich, dass sich seine Bücher deshalb am deutschen Lesemarkt nie durchsetzen konnten, obwohl sie von Kritikern wie Reich-Ranicki immer gelobt wurden. Anders in Großbritannien und den USA.

Die Stadt Wien würdigte den Schriftsteller erst spät. 1997 erhielt er die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold, in der Leopoldstadt wurde eine Straße nach ihm benannt (Die Zusatztafel, auf der nur Schriftsteller und Maler steht, ist etwas mager) und den Theodor-Kramer-Preis bekam er erst 2007. Im selben Jahr starb er in London. (https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/ironie-des-ueberlebens/ )

Der Jakov Lind Lauf:

 

 

 

 

 

 

Der Friederike Mayröcker Lauf

Die Schriftstellerin Friederike Mayröcker wäre heute 98 Jahre geworden, gestorben ist sie letztes Jahr am 4. Juni 2021 im Alter von 96 Jahren. Ihr Wunschalter war 130 Jahre, das wollte sie immer erreichen. „Besuch mich / nicht an meinem Grab es hilft mir nicht ich bin schon / tot“, hat Friederike Mayröcker einmal geschrieben.

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