Schlagwort: Paul Beiersdorf

Der Paul Beiersdorf Lauf

Park, Gasse oder Straße, die nach Paul Beiersdorf benannt ist, gibt es in Wien nicht. Daher heute Morgen einfach zum Wien Standort gelaufen, der sich im Euro Plaza befindet. Etwas windig ist es heute, daher gefühlt auch etwas kühler.

Der deutsche Apotheker Paul Beiersdorf hätte heute seinen 188. Geburtstag gehabt. Mit 44 Jahren zog 1880 nach Hamburg und kaufte sich eine Apotheke in der Nähe der St. Michaeliskirche. Beiersdorfer war eher Wissenschaftler und kein strategisch denkender Unternehmer. Deshalb hatte er sich auch nicht über den wirtschaftlichen Status der Apotheke informiert. Sein Vorgänger hatte nämlich keinen guten Ruf bei den Ärzten, die ihre Patienten in andere Apotheken schickten. Auch die Menschen, die in diesem Viertel wohnten, waren eher ärmlich und verfügten über keine große Kaufkraft.

Seine naturwissenschaftlichen Eigenschaften halfen ihm aus der heiklen Situation, in der sich die Apotheke befand, aber wieder heraus. Beiersdorf bot Labordienstleistungen an, da die Apotheke über ein kleines Labor verfügte. Er sprach die Ärzte der Umgebung darauf an und konnte mit dem damals noch etwas ungewöhnlichen Konzept tatsächlich überzeugen.

Paul Beiersdorf entwickelte dann auch ein Verfahren zur Herstellung von selbstklebenden medizinischen Pflastern – und meldete das Guttaperchapflaster am 28. März 1882 zum Patent an. Dieses Datum der ersten Patentanmeldung gilt auch als Gründungsdatum der Firma Beiersdorf.

Bei seinen Produkten sprach sich Beiersdorf ausdrücklich gegen „Werbung machen“ aus. Er wollte mit Qualität überzeugen. Beiersdorf verwendete intuitiv eine Strategie aus dem heutigen Pharmamarketing zur Bekanntmachung seiner Produkte. Ärzte und andere Apotheker wurden auf die Produkte aufmerksam und vertrauten auf diese. Eine zentrale Marketingmaßnahme des heutigen Pharmamarketings bildet nämlich in der Tat die Bekanntmachung der Produkte über Meinungsbildner, also Ärzte und Ärztinnen, die Koryphäen auf ihrem Gebiet sind und deren Meinung einen hohen Stellenwert bei den Kollegen hat.

Am 29. März 1890 traf Beiersdorf dann ein extremer Schicksalsschlag: Sein 16-jähriger Sohn Carl erschoss sich mit der Pistole seines Vaters, weil er das Klassenziel nicht erreicht hatte und nicht versetzt wurde. Wegen des Selbstmordes seines Sohnes verkaufte er seine Firma am 21. Mai 1890 an Oskar Troplowitz, einem 27-jährigen Apotheker aus Breslau mit großem Interesse an Forschung und Entwicklung inklusive einer ausgeprägten unternehmerischen Denkweise. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte die kleine Manufaktur elf Angestellte: acht Arbeiter zur Herstellung der Pflaster, einen Laboranten und zwei Vertriebsmitarbeiter.

Paul Beiersdorf hatte sein Vermögen letztendlich an Bauspekulanten verloren und sein beruflicher Neustadt im Apothekenwesen scheiterte. Am 17.12.1896 verübte Beiersdorf mit Gift Selbstmord. ( https://www.laborjournal.de/rubric/funding/funding/2023_05.php )


Der Paul Beiersdorf Lauf