
Nach dem Mittagessen ein kurzer Lauf (länger wäre nicht gegangen) ist nicht unbedingt optimal, gut tut’s aber schon. Diesmal ging’s in die Josefstadt zum Wohnhaus der Malerin Marie Rosenthal-Hatschek in die Lange Gasse 8. Marie Rosenthal wuchs in Lemberg in einer bürgerlichen Familie jüdischen Glaubens auf. Als Marie 6 Jahre alt war, zog die Familie nach Wien, um die musikalische Karriere des Pianisten Moriz Rosenthal zu fördern. 1898 heiratete Marie in Baden bei Wien den Zoologen Berthold Hatschek. 1901 kaufte Berthold Hatschek das Haus in der Lange Gasse 8 in der Josefstadt, wo die Familie seitdem lebte und Marie Rosenthal-Hatschek auch ein Atelier hatte.
Marie Rosenthal-Hatschek war zu ihrer Zeit eine anerkannte Porträtmalerin. Sie porträtierte ihre Familie, Wissenschaftler, Künstler, Persönlichkeiten der gehobenen Gesellschaft und häufig auch Kinder.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde im November 1938 die Mitgliedschaft von Marie Rosenthal-Hatschek im Künstlerhaus Wien gestrichen, da sie die „Ariererklärung“ nicht eingesandt hatte. Ihre erwachsenen Töchter flogen wenig später mit ihren Familien in die USA bzw. nach England. Zwischen 1938 und 1941 wurde das gesamte Grundvermögen der Familie „arisiert“. Im November 1940 mussten Marie Rosenthal-Hatschek und ihr Ehemann ihr Haus in der Josefstadt verlassen. Berthold Hatschek verstarb zwei Monate später. Marie Rosenthal-Hatschek emigrierte 1941 zu ihrer Schwester nach Belgrad, bevor dort die deutschen Truppen einmarschierten. Beide Frauen wurden am 11. August 1942 in der Umgebung des Konzentrationslagers Banjica ermordet. Der Teil ihrer Bilder, den Marie Rosenthal-Hatschek nach Belgrad mitgenommen hatte, wurde zusammen mit anderem Gepäck von Nationalsozialisten beschlagnahmt, ihr Verbleib ist ungeklärt. Leider gibt es auf der Fassade des Hauses in der Lange Gasse 8 keine Gedenktafeln über die Familie, auch Stolpersteine vor dem Haus waren nicht zu finden.
Der Marie Rosenthal-Hatschek Lauf: