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Der Otto Fischer Lauf

Gestern habe ich einen interessanten Artikel über einen der prägendsten Fussballer der Zwischenkriegszeit gelesen, der leider in Vergessenheit geraten ist. Der Historiker Alexander Juraske hat in seinem Buch den Fussballer Fischer und den Juden Fischer wieder in Erinnerung gerufen. Den Artikel findet man leider noch nicht online auf derstandard.at, aber mein Morgenlauf ging deshalb heute nach Favoriten zuerst in die Buchengasse 44, wo Otto Fischer aufwuchs und danach in die Quellengasse 24a, wo der alte Hertha Platz stand und dort heute ein grioßer Gemeinfdebau steht. An den alten Hertha Platz erinnert dort heute nichts mehr und auch vor der Buchengasse 44 erinnert nichts an Otto Fischer.
Otto Fischer war ein brillianter linker Außenstürmer und Publikumsliebling bei der Vienna. In seiner aktiven Zeit war Fischer sehr bekannt, doch heute ist er komplett in Vergessenheit geraten. Otto Fischer ist außerdem der jüdische Spieler mit den meisten Länderspielen für Österreich.

 

Otto Fischer wurde am 1. Jänner 1901 in eine jüdische Familie in der Favoritner Buchengasse geboren. Seine Eltern stammten aus Mähren und Otto war das jüngste von vier Kindern. Die Buchengasse 44 war ein Zinshaus, das typisch für den Arbeiterbezirk Favoriten war. Vermutlich hat es damals schon so ausgesehen wie heute, lediglich die Fassade dürfte erneuert worden sein. In den Straßen des Bezirks wurde oft dem Ball nachgejagt Die Buben organisierten sich in „wilden Mannschaften“. Gespielt wurde Gasse gegen Gasse. Otto Fischer trat für die Buchengasse an, der zwei Jahre jüngere Matthias Sindelar spielte für die Quellenstraße. Diese „wilden Mannschaften“ galten als Nachwuchspool für die Kliubs, die Spieler wurden regelmäßig von den Vereinen beobachtet.

Otto Fischer war für seine Schnelligkeit, seine technischen Fähigkeiten und seine Dribbelkünste bekannt. Als Jugendlicher schloss sich Fischer der Favoritner Hertha an. Der Verein war auch in der jüdischen Bevölkerung verwurzelt. Später wechselte er zum Karlsbader FK in die Tschechoslowakei um dort als Profifussballer zu spielen. 1922 wechselte er aber wieder nach Wien zur Vienna, wo er seine größten Erfolge feierte. 1923 wurde Fischer erstmals von Hugo Meisl in die Nationalmannschaft einberufen. Insgesamt bestritt er 173 Meisterschaftsspiele in der höchsten Liga und erzielte dabei 52 Tore. Für Österreich spielte er siebenmal.

Nach dem Ende seiner aktiven Laiufbahn wechselte Fischer später als Trainer zuerst nach Serbien, Tschechien und Kroatien bevor er ein Angebot des lettischen Vereins Olimpija Llepaja annahm. Mit seinem offensiven Spielstil holte er 1936 und 1938 die lettische Meisterschaft. Die Besetzung Lettlands durch die Nazis im Jahr 1941 beendete sein Leben abrupt. Er wurde von den Nazis verhaftet und sofort ermordert. Auch seine Frau Anna und die meisten Mitglieder der Familie wurden ermordet, Nur Schwester Ernestine und die beiden Kinder Paul und Alice überlebten den Holocaust. Eine Gedenktafel oder ein Stolperstein vor dem Haus in der Buchengasse 44, das an Otto Fischer erinnert, wäre schon schön.

 

Der Otto Fischer Lauf:

 

 

Der Alfred Böhm Lauf

Schöner Morgenlauf heute nach Favoriten am 104. Geburtstag des Schauspielers Alfred Böhm, der in der Laxenburger Straße 111, wo auch die erste Pfadfindergruppe Wiens gegründet wurde, in ärmlichen Verhältnissen mit seinen beiden Brüdern in einer kleinen Wohnung (Zimmer-Küche-Kabinett) aufwuchs. In dieser kleinen Wohnung wohnten die Eltern, die beiden Brüder und die pflegebedürftige Großmutter aus Polen. Der Vater arbeitete als Metalldreher, war zeitweise arbeitslos und in die Februaraufstände 1934 involviert. Die Mutter besserte das knappe Familieneinkommen mit Heimarbeit als Weißnäherin sowie Reinigungsarbeiten auf.
Mit der Theaterwelt kam Alfred Böhm schon früh in Kontakt. Als Jugendlicher verdiente er ein kleines Zubrot als Claqueur im Theater an der Wien und im Kabarett Simpl.

Angesichts der unsicheren Zeiten in den 1930er-Jahren und der materiellen Situation der Familie bestand der Vater auf einem „ordentlichen“ Beruf für seinen Nachwuchs und vermittelte ihm eine Lehre als Feinmechaniker, die Sohn Alfred auch erfolgreich als Geselle abschloss. Gearbeitet hat er in diesem Beruf jedoch nach Lehrabschluß nie.

Am 1. Dezember 1938 wurde Böhm zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war die gesamte Zeit des 2. Weltkriegs an verschiedenen Schauplätzen in Polen, der Tschechoslowakei, Belgien, Frankreich und zuletzt in Russland im Einsatz. Sein komödiantisches Talent führte dazu, dass er ohne jede Schauspielausbildung rasch zur „kulturellen Betreuung“ seiner Einheit auserkoren wurde und zahlreiche Sketches und Theateraufführungen an der Front gestaltete.

Ende 1945 wurde Böhm aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte zufällig am Tag genau gleichzeitig mit seinen drei Brüdern, zu denen er jahrelang keinen Kontakt hatte, am 13. November 1945 aus der Kriegsgefangenschaft heim. Heute weitgehend vergessen ist die Karriere seiner beiden Brüder Franz Böhm (Künstlername „Franz Böheim“) und Karl Böhm (Künstlername „Carlo Böhm“). Dazu eine kleine Anmerkung am Rande: Carlo Böhm ist vielen vermutlich unbekannter Weise ein Begriff: Er spielte in der legendären Silvesterfolge von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ den Nachbarn Herrn Gebauer, dem Mundl Sackbauer alias Karl Merkatz die Rakete ins Fenster schießt.

25 Jahre lang, bis zum 12. September 1993, verkörperte er als Ober Alfred in mehr als 1.000 Folgen den Kellner der Nation, im Seniorenclub. Seine großen Fernseh- und Filmrollen machten Alfred Böhm zu einem der prominentesten Volksschauspieler seiner Zeit, unvergessen seine heute bekannteste Filmrolle in Franz Antels „Der Bockerer“ 1981, als er Alfred Hatzinger, dem typisch wienerischen, gemütlichen und meist leicht angeheiterten Tarockpartner Karl Bockerers. Unvergessen auch die Rolle des Waldemar Herzog, einem kinderlieben Pensionist, in der sehr erfolgreichen, von 1985 bis 1989 ausgestrahlten Fernsehserie „Der Leihopa“. Auch die Stegreifsendung „Fernsehfamilie Leitner“ war sehr populär.

Bereits 1966 ist er mit seiner Frau in einen abgelegenen Bauernhof nach Wieselburg gezogen, wo er am 22.9.1995 gestorben ist.

Der Alfred Böhm Lauf