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Der Margarete Schütte-Lihotzky Lauf

Nur eine knapp 6 Kilometer Runde heute morgen aufgrund wenig Zeit. Der Lauf war heute auch eine ziemliche Rutschpartie, glatte Gehsteige, aber immerhin nicht gestürzt.

Die Margaretnerin Margarete Schütte-Lihotzky hätte heute ihren 127. Geburtstag gehabt, starb aber im Jahr 2000 ein paar Tage vor ihrem 103. Geburtstag. Sie war einer der ersten Frauen, die Architektur studierten und vermutlich die erste Frau Österreichs, die diesen Beruf ausübte. Anfang 1921 arbeitete sie gemeinsam mit Adolf Loos für die Siedlung Friedensstadt am Lainzer Tiergarten. Dort entwarf sie zwei Reihenhäuser in der Woinovichgasse 2 und 4.

Schütte-Lihotzky gilt bis heute als bedeutendste Architektin Österreichs. Ihr bewegtes Leben als Architektin, Friedensaktivistin, Frauenrechtlerin, Kommunistin und Widerstandskämpferin führte sie unter anderem nach Frankfurt, Moskau, Japan, China, London, Paris, Istanbul, Sofia und Berlin. Die von ihr entwickelte, weltberühmte „Frankfurter Küche“, der Urtyp der modernen Einbauküche, findet sich mittlerweile in zahlreichen Museen.

Schütte-Lihotzky plante bereits in den 1920er-Jahren Wohnungen für die „berufstätige Frau“ und Wohnungen für das Existenzminimum, also kompakte Kleinst- und Kleinwohnungen mit einer geringen Wohnfläche, aber mit einer äußerst ökonomischen Raumaufteilung und nach Möglichkeit mit einem direkten Zugang zu einer Freifläche.

Ihre Wohnung in der Franzensgasse 16, die zwischen 2000 und 2020 von der Kunsthistorikerin Ulrike Jenni bewohnt wurde, steht heute unter Denkmalschutz und kann einmal in der Woche besucht werden. Die Raumaufteilung blieb unverändert und viele Möbel von Schütte-Lihotzky sind in ihrer ursprünglichen Funktion erhalten. Die bis ins kleinste Detail durchdachte Wohnung hat nur 55 Quadratmeter, wirkt aber sehr großzügig und atmosphärisch.

Es ist sehr selten, dass es gelingt, eine solche Wohnung zu retten und mit großteils erhaltener Originalausstattung unter Denkmalschutz zu stellen. Bei der Wohnung der weltberühmten Architektin Margarete Schütte-Lihotzky ist es aber gelungen.

Margarete Schütte-Lihotzky: „Ich habe mir nie vorgestellt, Bahnhöfe oder Kulturpaläste zu bauen. Ich wollte Architektin werden, weil ich zur Linderung des Wohnungselends beitragen wollte.“

1938 ging sie wie viele ihrer Kollegen in die Türkei und arbeitete in Istanbul an der Akademie der schönen Künste. Im türkischen Exil entschloss sich Schütte-Lihotzky, aktiv gegen das NS-Regime in ihrer Heimat zu kämpfen. Ende 1940 kehrte sie nach Wien zurück und schloss sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe an. Doch bereits im Jänner 1941 wurde sie zu 15 Jahren Haft verurteilt. Sie wurde 1945 befreit, doch die meisten ihrer Mitangeklagten bezahlten ihr Engagement mit dem Leben.

Da sie auch nach dem Krieg Kommunistin blieb, erhielt sie in Wien leider kaum Aufträge. Die regierende Wiener Sozialdemokratie war damals strikt antikommunistisch eingestellt. Aber immerhin konnte sie 1950 zwei Gemeindebauten und einen heute unter Denkmalschutz gestellten Kindergarten am Kapaunplatz entwerfen.

Nachdem Jörg Haider bei einer Debatte im österreichischen Parlament über ein rassistisch motiviertes Bombenattentat, dem vier österreichische Roma zum Opfer gefallen waren, Konzentrationslager als „Straflager“ bezeichnet hatte, klagte Schütte-Lihotzky gemeinsam mit vier weiteren NS-Verfolgten Haider vor dem Wiener Handelsgericht, weil sie in der Bezeichnung eine grobe Verharmlosung des Charakters dieser Lager sah.

 

Der Margarete Schütte-Lihotzky Lauf: