In die Schule ging er in das Gymnasium Kandlgasse. An der dortigen Schule gab es 2007 einmal ein Schulprojekt, das zumindest an die 1938 vertriebenen jüdischen Schüler erinnerte, bei denen auch Georg Kreisler dabei war. Leider existiert diese Tafel an der Schule nicht mehr, zumindest an den Außenflächen der Schule war nichts zu finden.
Im April 1938 wurde Georg Kreisler mit den anderen jüdischen Schülern ausgeschlossen. Kreisler berichtete, beim Verlassen des Gymnasiums bildeten die christlichen Mitschüler ein Spalier und beschimpften, bespuckten und schlugen ihre jüdischen Mitschüler. Es gelang seinem Vater, noch rechtzeitig Ausreisepapiere zu erlangen und unter Verlust fast des gesamten Vermögens mit der Familie über Genua und Marseille in die USA zu emigrieren.
Aufgewachsen ist Georg Kreisler in der Neustiftgasse 119. Bei der Hausnummer 119 handelt es sich um ein halbwegs saniertes Haus, wo leider nichts an den wunderbaren Satiriker erinnert.
Persönlich berührend war sein Besuch nach 71 Jahren in der Wohnung seiner Eltern in der Wiener Neustiftgasse 119. Das konnte er bis ins hohe Alter nicht: „Einmal bin ich vor Jahren hingegangen, läutete, aber sagte nur: ,Entschuldigung, ich habe mich in der Tür geirrt.“ Erst vor zwei Jahren war er bereit, dorthin zurückzukehren, wo man ihn 1938 vertrieben hat. (Quelle: Kurier)
In der Marietta-Bar in der Wiener Innenstadt (heute befindet sich dort das Cabaret bzw die Disko Fledermaus) trat er erstmals mit deutschsprachigen Liedern auf und wurde zeitweise Mitglied des Namenlosen Ensembles um Bronner, Wehle und Qualtinger. Er musste allerdings die Erfahrung machen, dass das Publikum von Liedern wie Tauben vergiften keineswegs nur begeistert war. Eine Zeitlang durften seine Lieder im Österreichischen Rundfunk nicht gesendet werden.
Auch das „Intime Theater“ in der Liliengasse wurde von Georg Kreisler des öfteren bespielt. Heute befindet sich dort das Theater im Zentrum. Das „Intime Theater“ wurde von Karl Farkas gegründet. Dort wurden vor allem alte Singspiele aus den zwanziger und dreißiger Jahren aufgeführt. Eine Zeitlang ging das auch gut, aber dann verlor das Publikum an diesen aufgewärmten Lustspielen das Interesse. Das Unternehmen wurde defizitär.
Das Kabarett Simpl ist das letzte deutschsprachige Kabarett, das noch immer bespielt wird. In den letzten Jahren trat Georg Kreisler noch einige Male im Simpl auf.
„Ich bin jetzt alt / und sterbe bald. / Die Behörden können mir nichts mehr tun. / Denn ich bin reif / und wanke steif / ins Irgendwo, mich auszuruhn.“
In der Wohlebengasse 18 im vierten Wiener Gemeindebezirk lebte Georg Kreisler mit seiner Ehefrau Topsy Küppers, die auch Buchautorin, Sängerin und Schauspielerin ist. Georg Kreisler und Topsy Küppers trennten sich Mitte der 1970er Jahre. Das Paar hatte eine Tochter, Sandra Kreisler, und einen Sohn.
Mein heutiger Morgenlauf auf den Spuren von Georg Kreisler
1996 schrieb er in einem offenen Brief an die politischen Repräsentanten Österreichs und Wiens, er wünsche keine Glückwünsche mehr zu runden Geburtstagen und auch im Kondolenzbuch sollen sich keine Heuchler verewigen:
„Aber auf keinen Fall bin ich Österreicher, denn im Jahre 1945, nach Kriegsende, wurden die Österreicher, die 1938 Deutsche geworden waren, automatisch wieder Österreicher, aber diesmal nur diejenigen, die die Nazizeit mitgemacht hatten. Wer unter Lebensgefahr ins Ausland geflüchtet wurde, also auch ich, bekam seine österreichische Staatsbürgerschaft nicht mehr zurück. Zweitens aber, und das ist vielleicht noch wichtiger, kann ich nicht im Interesse der Republik Österreich sein, weil sich die Republik Österreich in den über vierzig Jahren, seit ich nach Europa zurückgekehrt bin, noch nie um mich geschert hat. Kein subventioniertes Theater, kein subventionierter Verlag, kein Funk, kein Fernsehen, keinerlei Schauspiel-, Musik- oder sonstige Schule, keine österreichische kulturelle Organisation hat mich je um Mitarbeit gebeten. Und wenn man mich manchmal vorübergehend engagieren, ein Buch von mir publizieren oder ein Fernsehprogramm mit mir veranstalten will, treten sofort diverse Leute auf den Plan, die es verhindern wollen und meistens auch können, sicher zu ihrer Freude, aber nicht zu meinem Leid, denn mir geht es unter solchen Umständen besser, wenn ich nicht nach Österreich komme. Glücklicherweise hat man mir nie die Chance gegeben, Sehnsucht nach Österreich zu haben.“ (Quelle: zeit.de)