Nach einer Woche endlich wieder ein morgendlicher Lauf, etwas langsamer als normal. Schönes, kaltes Wetter. Perfekt. Nachdem vor 112 Jahren der Volkstribun aus Ottakring, Franz Schuhmeier, erschossen wurde, ging’s diesmal nach Ottakring. Geboren wurde Franz Schuhmeier aber in Wien Mariahilf in der Hirschengasse 21 als Sohn eines Bandmachergesellen und einer Wäscherin. Sein älterer Bruder starb mit nur 13 Jahren bei einem Arbeitsunfall. Dieses Ereignis war sehr prägend für ihn und war ein wesentlicher Grund, dass später der Kampf gegen Kinderarbeit eine seiner Hauptaufgaben wird. Auch Franz Schuhmeier hat bereits als Kind schwere Arbeiten verrichtet. Im Alter von nur sechs Jahren kommt er zu seinem Onkel, einem Fiaker, nach Matzleinsdorf in „Kost und Logis“.
Nach diversen Hilfstätigen und einer Wanderschaft nach Schlesien, wo er bei seiner Großmutter wohnte, kam er 1882 nach Wien zurück und tritt in die Buntpapierfabrik Goppold & Schmiedel in Gumpendorf ein. Schuhmeier liest alles, was er in die Finger bekommt und erweist sich so bei poiltischen Debatten immer als der „Gescheitere“.
Politische Vereine durften damals, wenn überhaupt, nur getarnt existieren und so gründete er den Raucherklub Lassalle, der drei Jahre später von der Polizei ausgehoben wird und Schuhmeier in U-Haft kam. Nach seiner Haftentlassung gründete er den nächsten Raucherklub Apollo. Diesmal legt er der Polizei jedoch Statuten zur Gründung eines Arbeiterbildungsvereins vor, die nach einigen Änderungen schlussendlich sogar genehmigt werden. Aus dem „Arbeiterbildungsverein Apollo“, der seinen Sitz in der „Roten Bretze“ in Neulerchenfeld hat, wird schließlich die sozialdemokratische Bezirksorganisation in Ottakring hervorgehen.
Schuhmeier ist wegen seiner im Wiener Dialekt vorgetragenen Schlagfertigkeit gefürchtet und schrammt dabei oft hart an der Grenze zur politischen Hetze vorbei. Als begnadeter Rhetoriker liefert er sich legendäre Wortgefechte mit dem ebenso redegewandten Bürgermeister Karl Lueger und avanciert bald zum „meistgehassten Sozialdemokraten“ Wiens.
Er eckt mit seiner „derb-proletarischen“ Art auch innerhalb der eigenen Partei an, besonders bei Victor Adler, der seinen Radau-Opportunismus als ganz unmöglich findet.

1901 baut Schuhmeier die erste Volkshochschule Wiens, das Volksheim in Ottakring. Weiters setzt er den 9-Stunden-Tag für Bergarbeiter durch.
Bei seiner Rückkehr von einer Wahlkundgebung in Stockerau wird Franz Schuhmeier am Abend des 11. Februar 1913 in der Ankunftshalle des Wiener Nordwestbahnhofs von Paul Kunschak, dem Bruder des christlich-sozialen Abgeordneten Leopold Kunschak, abgepasst und niedergeschossen. Der Metallarbeiter Kunschak gibt beim Verhör an, er sei „wegen der ständigen Verfolgung durch die Sozialdemokraten“ eineinhalb Jahre lang arbeitslos gewesen und habe sich durch diese Tat an der Partei rächen wollen. Die Beerdigung des Arbeiterführers am Ottakringer Friedhof gerät zu einer beispiellosen Massenkundgebung. ( http://der-rote-blog.at/franz-schuhmeier-volkstribun-aus-ottakring )
Der Franz Schuhmeier Lauf