Etwas schnelleres Morgenläufchen, dafür etwas kürzer. Nach 30 Minuten war’s erledigt. Diesmal auf den Spuren der Schriftstellerin Alice Gurschner durch Wien Neubau und die Gumpendorfer Straße zurück.

Alice Pollak wurde als einziges Kind des jüdischen Bankgeschäfts-Inhabers Ludwig Pollak und seiner Frau Emma in Wien geboren. Ihre Mutter war die Cousine von Adele Strauß, der dritten Gattin von Johann Strauß. In ihren unveröffentlichten autobiographischen Schriften erwähnt Alice zwar ihre glückliche Kindheit. Die fürsorgliche Erziehung bedeutete jedoch auch, dass sie sich „unselbstständig und unbeholfen“ fühlte. Vor Gästen aus dem Wiener Kultur- und Gesellschaftsleben präsentierte sie oft ihre selbstverfassten Dramen auf der hauseigenen Bühne im Haus ihres Vaters am Opernring 23, wo die Familie Pollak ein kleines Kaffeehaus betrieb. Zu den prominenten Besuchern des „Kaffeehauses Pollak“ zählten viele bekannten Persönlichkeiten: Johann Strauß, Karl Kraus, Felix Dörmann und auch Olga Wisinger-Florian. Von einem Kaffeehaus sieht man dort heute nichts mehr.

In den 1890er Jahren begann Alice Pollak Gedichte und Romane zu veröffentlichen: Die beiden Werke „Gernrode“ und „Asolanen“ erschienen schon unter ihrem Pseudonym Paul Althof. Alice Pollak heiratete 1897 den 24-jährigen Tiroler Bildhauer Gustav Gurschner und konvertierte nach dem Tod ihres Vaters zum katholischen Glauben.
Alice Gurschner und ihr Mann Gustav gehörten durchaus zu den Begeisterten des Ersten Weltkriegs zählten, was ein Gedicht an den Kaiser zeigt, in dem Paul Althof die Helden, die für „Österreich’s Ehr‘ und Habsburgs Krone sterben“, huldigt.
Für eine Wohltätigkeitsaktion zu Gunsten von Kriegsopfern stellte Alice zudem Plaketten aus der Werkstatt ihres Mannes zur Verfügung. Nach dem ersten Weltkrieg lernte sie Paula Grogger und Karl Heinrich Waggerl kennen, die dem nationalsozialistischen Regime zugeneigt waren. Ihr 1938 erschienenes Buch „Drei Häuser“ wurde allerdings als artfremde Literatur gebrandmarkt.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ersuchten Bekannte den „Führer“ um die „Arisierung“ von Alice Gurschner. Dieser Vorstoß wurde jedoch mit einem Berufsverbot für ihren Mann Gustav beantwortet. Seiner „arischen“ Abkunft sowie den Überweisungen eines hohen Jahresbeitrags an den Ältestenrat der Juden in Wien verdankte sie, dass sie von einer Deportation in
ein Vernichtungslager verschont blieb. Nach jahrelangem Hausarrest starb sie am 26. März 1944 in ihrem Haus in der Lindengasse 7.