Um 5:30 Uhr hatte es heute noch angenehme Temperaturen, so konnte ich mich ohne großartig zu schwitzen auf die Spuren von Siegfried Marcus begeben. Siegfried Marcus entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, blieb selbst unverheiratet und erlernte in Hamburg das Mechanikergewerbe. Im Selbststudium erwarb er sich seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Chemie und Elektrotechnik.

1860 gründete er in der Mariahilfer Straße 107 eine eigene Mechanikerwerkstätte und begann dann mit Versuchen, einen eigenen Kraftstoff zu erfinden. Die Werkstätte nannte er Telegraphenbauanstalt. Er beschäftigte sich auch mit dem Bau von Verbrennungsmotoren. 1864 montierte er seinen ersten Benzin-Zweitaktmotor auf einen hölzernen Handwagen, der kurze Strecken fuhr. Auf der Pariser Weltausstellung erhielt er eine Silbermedaille.
Siegfried Marcus erlangte als Automobil- und Motorenpionier weltweite Bedeutung. Marcus kümmerte sich aber nicht um die industrielle Auswertung beziehungsweise Vervollkommnung seiner Erfindung, sondern wandte sich sofort neuen Aufgaben zu. Er hatte sich in Wien eine ansehnliche gesellschaftliche Stellung errungen und war auch Lehrer des Kronprinzen Rudolf auf dem Gebiet der Experimentalphysik.

Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Marcus in der Zeit der NS-Diktatur totgeschwiegen. Sein Denkmal wurde aus dem Wiener Resselpark entfernt. Der wertvolle zweite Marcus-Wagen konnte dank geschickten Taktierens des Technischen Museums Wien und des Eigentümers vor behördlichen Zugriffen bewahrt werden. Nach der Befreiung Österreichs wurde das Denkmal wieder auf seinem alten Platz aufgestellt.
Der Siegfried Marcus Lauf: