Bei meinem heutigen Morgenlauf war ich auf den Spuren der Lisl Steiner unterwegs, die 1938 als 11jähriges Mädchen Österreich verlassen musste. Heute vor 2 Jahren ist sie im Alter von 95 Jahren verstorben. In ihrem Buch „Witness“ hat sie über ihr bewegtes Leben erzählt.
Gemeinsam mit ihrer Mutter wanderte sie über Italien und Argentinen 1960 in die USA aus. Sie studierte Kunst und arbeitete als freischaffende Fotografin. Für Magazine wie „Life“ oder „Time“ hat sie Persönlichkeiten wie Jacqueline Kennedy Onassis, Richard Nixon, Fidel Castro oder Louis Armstrong porträtiert.
Die Kindheit von Lisl Steiner war sehr gut. Wo sie mit ihren Eltern in Wien gewohnt hat, konnte ich aber nicht finden. Vermutlich irgendwo im ersten Bezirk. Sie ging in die Schwarzwaldschule in den Kindergarten. Die Schwarzwaldschule war dort, wo jetzt in der Herrengasse der Herrenhof ist. Mit sechs Jahren ging sie immer mit ihrem Vater ins Cafe Central, und saß dort am Schoß von Adolf Loos und Otto Preminger, die Freunde von ihrem Vater waren.
1938 fuhren Mutter und Tochter mit dem Zug nach Triest, wo sie ein paar Monate blieben. Lisl Steiner hatte in Wien die Schule in der dritten Klasse verlassen und wuchs in Buenos Aires auf. Lisl Steiner hat 10 Jahre Kunst studiert und arbeitete in der argentinischen Filmindustrie. Als sie einem demokratischen General nach Ushuaia folgte und ihn dort beim Fischen fotografierte, war das Time-Magazin sehr begeistert und Lisl Steiner beschloss, Fotografin zu werden.
Später in New York hatte sie anscheinend ihren österreichischen, Wiener Akzent beibehalten. Lisl Steiner hatte Fotografie nie gelernt oder studiert, sie fotografierte mit dem Bauch. Bekannte Bilder sind beispielsweise ein Portrait von Franz Beckenbauer in der Badewanne im Gespräch mit Henry Kissinger (1976) oder den mit Badehaube und nacktem Oberkörper an einem Schreibtisch sitzenden Louis Armstrong (1957). Andere ihrer Aufnahmen zeigen Fidel Castro nach einer Rede in Buenos Aires (1959) und Jacky Kennedy beim Begräbnis von Martin Luther King. Lisl Steiner kam auch im hohen Alter immer nach Wien zurück und stieg immer im Hotel Kaiserin Elisabeth in der Weihburggasse ab.
Der Lisl Steiner Lauf: