Kategorie: Film

Der Hans Hammerschmid Lauf

Überraschend sonnig war es heute morgen bei angenehmen Temperaturen.

Hans Hammerschmid hätte heute seinen 95. Geburtstag gehabt, starb aber im Dezember 2024 in Gräfeling bei München. Hans Hammerschmid kennt vermutlich niemand, aber seine komponierten Stücke und seine Filmmusik dürfte doch bekannt sein.

Hans Hammerschmid ist in Wien geboren. Leider konnte ich nach umfangreichen Recherchen nichts über seine Kindheit und wo in Wien er aufgewachsen ist, herausfinden. Vermutlich, weil er bereits mit 17 Jahren Wien verließ und nicht mehr zurückkam. Hans Hammerschmid studierte an der Musikakademie Wien Klavier, Komposition und Dirigieren. 1947 wurde Hammerschmid in seiner Heimatstadt mit dem Mozart-Preis ausgezeichnet. Der Mozart-Preis führte in mit 17 Jahren nach Hollywood, wo er 1952 seine erste Filmmusik komponierte.

Als Jazzpianist arbeitete er mit großen Namen wie Stan Getz, Dusko Goykovich, Zoot Sims und Helen Merrill zusammen. Beim elften Grand Prix Eurovision de la Chanson 1966 stand er hinter dem Dirigentenpult, als Udo Jürgens das Siegerlied „Merci, Chérie“ sang.

Im selben Jahr lernte er Hildegard Knef kennen. Von 1967 bis 1975 stattete er die meisten ihrer Aufnahmen aus – und sorgte so für die künstlerisch fruchtbarste Zeit im musikalischen Schaffen der Diva, wie beispielsweise die Melodie für „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und viele mehr Lieder von Hilde Knef.

Seine Melodien kennen Millionen von Menschen. Hans Hammerschmid selbst suchte aber nie das Rampenlicht. Er hat nicht nur die größten Songs für Hildegard Knef komponiert (sie wohnte sogar eine Weile nach der Geburt ihrer Tochter bei ihm, um aufdringlichen Journalisten zu entkommen), sondern hat auch bei Udo Jürgens‘ Hit „Merci, Chérie“ mitgewirkt. Von ihm stammen die Titelmelodie zu TV-Straßenfegern wie „Die Schwarzwaldklinik“, „Das Traumschiff“ und „Insel der Träume“.

Seine Lebensgefährtin Gisela erzählte, dass er noch wenige Tage vor seinem Tod „am Klavier saß“. Dabei spielte er einen berühmten Song aus dem Filmklassiker „Casablanca“: „As Time Goes By“. Dieses Lied habe er besonders geliebt, sagte seine Lebensgefährtin.

Der Hans Hammerschmid Lauf:

Der Marisa Mell – Lauf

Die Schauspielerin Marisa Mell hätte heute ihren 85. Geburtstag gehabt, starb aber bereits 1992. Daher ging es heute nach Liesing. Beim Zurücklaufen gab es einige Hindernisse und vom Regen in der Nacht war’s ziemlich gatschig. Trotzdem war es für den Februar viel zu warm. Leider.

Die Schauspielerin Marisa Mell wurde als Marlies Theres Moitzi im obersteirischen Neumarkt geboren und wuchs als Tochter der alleinerziehenden Schulwartin Wilma Moitzi in Graz auf.

Mit 18 Jahren wurde sie ans Max-Reinhardt-Seminar aufgenommen, wo sie unter anderem Erika Pluhar, Gertraud Jesserer, Senta Berger und Heidelinde Weis kennenlernte. Marisa Mell schaffte unter der Regie von Ken Russell in „French Dressing“ den internationalen Durchbruch.

Im selben Jahr beendeten schwere Gesichtverletzungen nach einem Autounfall fast ihre Karriere. Nach ihrer fast vollkommenen Wiederherstellung ging sie nach Italien, wo sie ihre größten Erfolge feiern konnte. In der Komödie „Casanova ’70“ drehte Marisa Mell mit Marcello Mastroianni. Sie galt für viele als „österreichische Sophia Loren“ und stand unter anderem mit den damaligen Filmgrößen Marcello Mastroianni, Alain Delon, Michel Piccoli und Tony Curtis vor der Kamera.

1976 posierte die Schauspielerin für die italienische Ausgabe des „Playboy“. 1977 brachte sie ihr einziges Kind, die Tochter Louisa Erika zur Welt, die aber leider noch am Tag ihrer Geburt starb.

Meistens wurde Marisa Mell als Femme fatale besetzt. Dieses Image konnte sie nie ablegen. Nach der Rückkehr nach Wien, arbeitete sie für den ORF und spielte gelegentlich im Vienna’s English Theatre und in Graz. Marisa Mell starb 53-jährig im Wilhelminenspital an Speiseröhrenkrebs.

Der Marisa Mell – Lauf:

 

 

 

 

 

Der Jacques Arndt – Lauf

Über den bekannten Schauspieler und Regisseur Jacques Arndt, der bis in die 1990er Jahre insgesamt 39 Filme gedreht hat, gibt es in Wien nichts zu finden. Obwohl weltbekannt, ist er hier in Vergessenheit geraten. Keine Gasse, Straße oder Park, der nach ihm benannt wurde. So, als sollte seine Vergangenheit geheim gehalten werden.

Sein größter Wunsch war es schon als Kind, im Burgtheater zu spielen. Dieser Wunsch erfüllte sich nur im Kindesalter. Als Kind in Wien war er zweimal die Woche mit seiner Mutter ins Burgtheater gegangen. Schon mit 15 wollte er Schauspieler werden. Die Mutter finanzierte ihm den Unterricht, er lernte an der Schule des Burgtheaters und wurde in dessen Ensemble berufen. Er sah „eine rosafarbene Welt“ vor sich, „es war die Welt, in der ich leben wollte“.

Am 11. März 1938 zerbricht diese Welt, Hitlers Truppen marschieren in Wien ein. Arndt weiß nicht genau, was das bedeuten soll. Er interessiert sich nicht für Politik. Bei einer Nachmittagsvorstellung für Schüler ist der ganze Saal voller Jugendlicher in braunen Hemden. Das Burgtheater spielt Schillers Wallenstein und Arndt spricht auf der Bühne den Vers: „Freiheit ist bei der Macht allein / ich leb und sterb mit dem Wallenstein.“

Der Saal tobt plötzlich, die Braunhemden springen mit ihren Stiefeln auf die Sessel, rufen „Heil Hitler“ – Macht haben sie mit Deutschland und Wallenstein mit Hitler übersetzt. „Das habe ich nicht gewollt“, flüstert Arndt erschüttert, jedoch laut genug, dass es einer seiner Kollegen hört. Tage später fällt eine Horde SA-Männer mit Knüppeln in seiner Garderobe ein. Sie prügeln ihn die Treppe hinunter und werfen ihn aus dem Theater. Er kehrt nie zurück.

Zwei Monate später klingeln zwei Männer an seiner Tür. Sie unterbreiten ihm einen Fluchtplan. Wer diese Männer waren, hat Arndt nie erfahren. Er vermutet, es waren Doppelagenten, die sein Vater, der im 1. Weltkrieg k.u.k. Offizier war und starb, als er noch Kind war, kannte. Die Flucht nach Südamerika war sehr abenteuerlich.

Arndt möchte seine Mutter mitnehmen, sie sagen ihm, er solle sie später nachholen. Er wird sie nie wieder sehen. Kurz darauf verlässt er Wien, mit nur 9,50 Reichsmark in der Tasche, mehr darf er nicht bei sich tragen. Arndt passiert die einzig offene Grenze nach Deutschland, fährt mit Nahverkehrszügen bis Trier. Sie sagen ihm, an welchen Bahnhöfen er etwas zu essen bekommt und wo er sich waschen kann. „Wenn was passiert“, schärfen sie ihm ein, „hast du uns nie gesehen.“

In Trier schwimmt er durch die Mosel nach Luxemburg. Dort meldet er sich bei einer Kontaktadresse. Ende November 1938 bringen ihn seine Fluchthelfer um acht Uhr morgens zum Zug nach Marseille. Er sagte dass er keinen Pass hat. „Ne pas des questions, s’il vous plaît“, kriegt er zurück. Im Zug kommen Schaffner und Zöllner. Sie kontrollieren alle im Abteil – nur Arndt nicht. In Marseille wartet ein Mann auf dem Bahnsteig, der ihn zum Hafen bringt. Auf der Seitenwand des Frachters „Campana“ öffnet sich die Tür, ein Brett wird herübergeschoben, er ist gerettet.

23 lange Tage sitzt er mit Flüchtlingen aus Polen im Rumpf des Frachters, dann wird er zum ersten Mal an Deck geholt. Es weht ein warmer Wind, zu sehen ist ein Hafen. „Der Hafen von Santos“, sagt ein Matrose. „Wo ist Santos?“ – „Brasilien. In zwei Tagen gehst du in Montevideo an Land, das ist in Uruguay, ein gutes Land.“

Er wurde nach dem Krieg in Südamerika und den USA ein bekannter Schauspieler und Regisseur. Nach Wien kam er erstmals 1999. „Ich war Staatsgast“, sagt er mit ironischem Unterton. Doch in den acht Tagen des Besuchs hat Arndt kein einziges Mal gelächelt. Beim Empfang mit dem damaligen Bundeskanzler Victor Klima fragte ihn der Regierungschef: „Was ist Ihr erstes Empfinden, wieder in Wien zu sein?“ – „Mein erster Gedanke ist, warum Sie fast 60 Jahre gebraucht haben, mir diese Frage zu stellen.“

Arndt wollte auch in das Zuhause seiner Kindheit zurück. Eine große Fünf-Zimmer-Wohnung im dritten Bezirk, nicht weit vom Burgtheater.

Der neue Besitzer war sichtlich nervös. Der Kaufvertrag lag auf dem Tisch, er hatte die Wohnung von einer Tänzerin übernommen. Obwohl viele Jahre vergangen waren, kamen die Räume ihm noch vor wie früher.

Er hat nicht herausfinden können, wer die Wohnung geraubt hatte, nachdem sie seiner Familie weggenommen wurde. Eine von den vielen Fragen, die offen geblieben sind. Arndt hatte auch um Auskunft beim Roten Kreuz gebeten, was mit seiner Mutter passiert ist (Sie arbeitete beim Roten Kreuz). Die Antwort war nur zwei Zeilen lang: „Ihre Mutter wurde ein Opfer des Faschismus. Es lebe die Freiheit!“

Es gibt also rund um Jacques Arndt viele Fragen, die nie beantwortet wurden. (Quelle: https://taz.de/!636575/)

Der Jacques Arndt – Lauf