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Der Paul Beiersdorf Lauf

Park, Gasse oder Straße, die nach Paul Beiersdorf benannt ist, gibt es in Wien nicht. Daher heute Morgen einfach zum Wien Standort gelaufen, der sich im Euro Plaza befindet. Etwas windig ist es heute, daher gefühlt auch etwas kühler.

Der deutsche Apotheker Paul Beiersdorf hätte heute seinen 188. Geburtstag gehabt. Mit 44 Jahren zog 1880 nach Hamburg und kaufte sich eine Apotheke in der Nähe der St. Michaeliskirche. Beiersdorfer war eher Wissenschaftler und kein strategisch denkender Unternehmer. Deshalb hatte er sich auch nicht über den wirtschaftlichen Status der Apotheke informiert. Sein Vorgänger hatte nämlich keinen guten Ruf bei den Ärzten, die ihre Patienten in andere Apotheken schickten. Auch die Menschen, die in diesem Viertel wohnten, waren eher ärmlich und verfügten über keine große Kaufkraft.

Seine naturwissenschaftlichen Eigenschaften halfen ihm aus der heiklen Situation, in der sich die Apotheke befand, aber wieder heraus. Beiersdorf bot Labordienstleistungen an, da die Apotheke über ein kleines Labor verfügte. Er sprach die Ärzte der Umgebung darauf an und konnte mit dem damals noch etwas ungewöhnlichen Konzept tatsächlich überzeugen.

Paul Beiersdorf entwickelte dann auch ein Verfahren zur Herstellung von selbstklebenden medizinischen Pflastern – und meldete das Guttaperchapflaster am 28. März 1882 zum Patent an. Dieses Datum der ersten Patentanmeldung gilt auch als Gründungsdatum der Firma Beiersdorf.

Bei seinen Produkten sprach sich Beiersdorf ausdrücklich gegen „Werbung machen“ aus. Er wollte mit Qualität überzeugen. Beiersdorf verwendete intuitiv eine Strategie aus dem heutigen Pharmamarketing zur Bekanntmachung seiner Produkte. Ärzte und andere Apotheker wurden auf die Produkte aufmerksam und vertrauten auf diese. Eine zentrale Marketingmaßnahme des heutigen Pharmamarketings bildet nämlich in der Tat die Bekanntmachung der Produkte über Meinungsbildner, also Ärzte und Ärztinnen, die Koryphäen auf ihrem Gebiet sind und deren Meinung einen hohen Stellenwert bei den Kollegen hat.

Am 29. März 1890 traf Beiersdorf dann ein extremer Schicksalsschlag: Sein 16-jähriger Sohn Carl erschoss sich mit der Pistole seines Vaters, weil er das Klassenziel nicht erreicht hatte und nicht versetzt wurde. Wegen des Selbstmordes seines Sohnes verkaufte er seine Firma am 21. Mai 1890 an Oskar Troplowitz, einem 27-jährigen Apotheker aus Breslau mit großem Interesse an Forschung und Entwicklung inklusive einer ausgeprägten unternehmerischen Denkweise. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte die kleine Manufaktur elf Angestellte: acht Arbeiter zur Herstellung der Pflaster, einen Laboranten und zwei Vertriebsmitarbeiter.

Paul Beiersdorf hatte sein Vermögen letztendlich an Bauspekulanten verloren und sein beruflicher Neustadt im Apothekenwesen scheiterte. Am 17.12.1896 verübte Beiersdorf mit Gift Selbstmord. ( https://www.laborjournal.de/rubric/funding/funding/2023_05.php )


Der Paul Beiersdorf Lauf

 

Der Alfred Böhm Lauf

Schöner Morgenlauf heute nach Favoriten am 104. Geburtstag des Schauspielers Alfred Böhm, der in der Laxenburger Straße 111, wo auch die erste Pfadfindergruppe Wiens gegründet wurde, in ärmlichen Verhältnissen mit seinen beiden Brüdern in einer kleinen Wohnung (Zimmer-Küche-Kabinett) aufwuchs. In dieser kleinen Wohnung wohnten die Eltern, die beiden Brüder und die pflegebedürftige Großmutter aus Polen. Der Vater arbeitete als Metalldreher, war zeitweise arbeitslos und in die Februaraufstände 1934 involviert. Die Mutter besserte das knappe Familieneinkommen mit Heimarbeit als Weißnäherin sowie Reinigungsarbeiten auf.
Mit der Theaterwelt kam Alfred Böhm schon früh in Kontakt. Als Jugendlicher verdiente er ein kleines Zubrot als Claqueur im Theater an der Wien und im Kabarett Simpl.

Angesichts der unsicheren Zeiten in den 1930er-Jahren und der materiellen Situation der Familie bestand der Vater auf einem „ordentlichen“ Beruf für seinen Nachwuchs und vermittelte ihm eine Lehre als Feinmechaniker, die Sohn Alfred auch erfolgreich als Geselle abschloss. Gearbeitet hat er in diesem Beruf jedoch nach Lehrabschluß nie.

Am 1. Dezember 1938 wurde Böhm zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war die gesamte Zeit des 2. Weltkriegs an verschiedenen Schauplätzen in Polen, der Tschechoslowakei, Belgien, Frankreich und zuletzt in Russland im Einsatz. Sein komödiantisches Talent führte dazu, dass er ohne jede Schauspielausbildung rasch zur „kulturellen Betreuung“ seiner Einheit auserkoren wurde und zahlreiche Sketches und Theateraufführungen an der Front gestaltete.

Ende 1945 wurde Böhm aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte zufällig am Tag genau gleichzeitig mit seinen drei Brüdern, zu denen er jahrelang keinen Kontakt hatte, am 13. November 1945 aus der Kriegsgefangenschaft heim. Heute weitgehend vergessen ist die Karriere seiner beiden Brüder Franz Böhm (Künstlername „Franz Böheim“) und Karl Böhm (Künstlername „Carlo Böhm“). Dazu eine kleine Anmerkung am Rande: Carlo Böhm ist vielen vermutlich unbekannter Weise ein Begriff: Er spielte in der legendären Silvesterfolge von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ den Nachbarn Herrn Gebauer, dem Mundl Sackbauer alias Karl Merkatz die Rakete ins Fenster schießt.

25 Jahre lang, bis zum 12. September 1993, verkörperte er als Ober Alfred in mehr als 1.000 Folgen den Kellner der Nation, im Seniorenclub. Seine großen Fernseh- und Filmrollen machten Alfred Böhm zu einem der prominentesten Volksschauspieler seiner Zeit, unvergessen seine heute bekannteste Filmrolle in Franz Antels „Der Bockerer“ 1981, als er Alfred Hatzinger, dem typisch wienerischen, gemütlichen und meist leicht angeheiterten Tarockpartner Karl Bockerers. Unvergessen auch die Rolle des Waldemar Herzog, einem kinderlieben Pensionist, in der sehr erfolgreichen, von 1985 bis 1989 ausgestrahlten Fernsehserie „Der Leihopa“. Auch die Stegreifsendung „Fernsehfamilie Leitner“ war sehr populär.

Bereits 1966 ist er mit seiner Frau in einen abgelegenen Bauernhof nach Wieselburg gezogen, wo er am 22.9.1995 gestorben ist.

Der Alfred Böhm Lauf

 

 

 

 

 

Der Alexander Karl Lauf

Beim heutigen Morgenlauf war auf einmal wieder Haube und Jacke notwendig, es hatte um die 0 Grad. Es ging durch den Melker Hof (die Höfe dort sind sehr empfehlenswert und die Eingänge/Durchgänge) sind offen) und weiter über Währing zurück.

Der Abt des Benediktinerstiftes Melk, Alexander Karl, hätte heute seinen 200. Geburtstag gehabt. Er beteiligte sich an der Bauplanung des neuen Melkerhofes in der Josefstadt. Danach kehrte er nach Melk zurück, wo er Kämmerer, Bau- und Gartendirektor und Kellermeister wurde.
Am 16. Juni 1875 wurde er zum 62. Abt des Stiftes Melk gewählt.

Alexander Karl war Mitglied der liberalen Verfassungspartei. Seine politische Einstellung war in kirchlichen Kreisen damals nicht sehr beliebt. Er sorgte sich vor allem um die wirtschaftlichen Belange von der Stadt Melk und dem Stift. In Melk veranlasste er den Bau eines neuen Traktes an der Nordseite, um mehr Raum für das Gymnasium und das Konvikt zu schaffen.

Alexander Karl gehörte auch dem Verein zum Schutz des österreichischen Weinbaues an. Beim Auftreten der Reblaus in Österreich war er einer der ersten, der die Stiftsweingüter in Gumpoldskirchen und Baden mit veredelten amerikanischen Reben bepflanzen ließ, die gegen die Reblaus resistent waren. Er war danach Vorbild für viele andere Weinbauern, die ihm folgten. In Währing wurde die Abt-Karl-Gasse nach ihm benannt. ( http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Karl,_Alexander )

Der Alexander Karl Lauf

 

 

 

Der Piatnik Lauf

Angenehme Lauftemperaturen, nur beim Rückweg hat mich im Hadikpark ein Hund angesprungen. Jetzt hat eines meiner Lieblingsshirts ein Loch. Aber sonst ist nichts passiert. Da die Firma Piatnik vor 200 Jahren gegründet wurde, ging es über den 7. Bezirk heute nach Baumgarten und über den Wien-Fluß und die äußere Mariahilfer Straße zurück.

Piatnik wird heute in der 5. Generation von der Gründerfamilie geführt. 1824 wurde von einem gewissen Anton Moser eine Kartenmalerei in der Zieglergasse 66 gegründet. In diese Kartenmalerei tritt Ferdinand Piatniks nach seiner Lehre zum Spielkartenmacher als Geselle ein. Nach dem Tod Anton Mosers im Jahr 1842 übernimmt Ferdinand Piatnik den Betrieb und heiratet die Witwe seines vormaligen Arbeitgebers. Nach dem Tod seiner Frau heiratet er Johanna Rauchenegger, mit der er drei Söhne haben wird, die später alle in der Firma aktiv sein werden. 1862 übersiedelt Ferdinand Piatnik seine Kartenmacherwerkstatt in die Kaiserstraße 56. Es ist noch immer dasselbe Haus, das man heute noch sieht. Allerdings gibt es dort nur mehr zwei Auslagen mit Spielen der Firma Piatnik, da Piatnik 1891 die Firma in die Hütteldorfer Straße nach Baumgarten übersiedelte. Dort gab es damals weder Wasser noch Gas oder Elektrizität, geschweige denn eine gute Verkehrsanbindung.

192 Jahre später führen heute Ferdinand G. Piatnik (IV.) und Dieter Strehl (Ururenkel des Firmengründers) die Geschäfte des Traditionsbetriebes. Weltweit beschäftigt die Firma etwa 200 Mitarbeiter und produziert Spielkarten, Brettspiele und Puzzles. ( https://www.im7ten.com/die-geburtsstunde-eines-traditionsbetriebes-spielkartenfabrik-piatnik/ )

 

Der Piatnik Lauf

 

 

 

 

Der Kurt Schuschnigg Lauf

Bei meinem heutigen Morgenlauf ging es um einen traurigen Höhepunkt der Geschichte. Heute vor 86 Jahren tritt der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg mit den Worten, „Gott schütze Österreich“ zurück, damit seine Regierung „der Gewalt weichen werde“. Er wies das österreichische Bundesheer an, sich beim Einmarsch deutscher Truppen ohne Gegenwehr zurückzuziehen. Schuschnigg stand von nun an im Belvedere unter Hausarrest und wurde ab Ende Mai von der Wiener Gestapo im ehemaligen Hotel Métropole, dem Wiener Gestapo-Hauptquartier, inhaftiert.

Das Hotel Métropole am Morzinplatz lag natürlich am Ende des 2. Weltkriegs in Trümmern und ist nun der Leopold Figl Hof.
Mit 900 Beamten war das Haus die größte Dienststelle der Gestapo im „Großdeutschen Reich“. Zahlreiche Widerstandskämpfer, Regimekritiker, Nicht-Arier und Menschen, die von anderen verraten wurden, erlebten im Gestapo-Hauptquartier einige ihrer schrecklichsten Lebenstage. Auch der letzte österreichische Bundeskanzler des Ständestaates, Kurt Schuschnigg, wurde hier gefangen gehalten.

Der Sohn von Kurt Schuschnigg lebte seit 1956 in New York, betrieb dort eine Kunstgalerie und starb im Alter von 92 Jahren im Jahr 2018.
Nach der Ermordung von Kanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 wurde Schuschnigg mit 36 Jahren als bis dahin jüngster Regierungschef angelobt. „Was jetzt kam, hat mein Vater als größten Fehler seines Lebens bezeichnet. Er hätte nach Dollfuß’ Tod sofort eine Volksabstimmung ansetzen sollen, mit der Frage, ob Österreich ein freier, selbstständiger Staat bleiben solle. Diese Abstimmung wäre mit absoluter Sicherheit für Österreich ausgegangen. Das war, wenn man so will, sein Fehler.“, so sagte es Kurt Schuschnigg junior.

Der nächste schwere Schicksalsschlag traf die Familie Schuschnigg am 13. Juli 1935. Der Bundeskanzler war mit seiner Familie unterwegs in den Sommerurlaub nach St. Gilgen, als der Wagen bei Linz von der Fahrbahn abkam, nachdem der Fahrer in übermüdeten Zustand in einen Sekundenschlaf fiel. Während alle anderen mit Verletzungen davon kamen, war Herma Schuschnigg sofort tot. Die Polizei hegte, genau ein Jahr nach dem Dollfuß-Mord, den Verdacht, dass der Unfall die Folge eines Attentats war. Der Fahrer der Familie Schuschnigg war ein sehr zuverlässiger Mann. Er saß am Abend vor dem Unglück in seinem Stammgasthaus, trank ein Glas Bier und schlief dann an seinem Tisch ein. Das Bier wurde ihm laut Aussage des Wirten von einem Fremden spendiert. Vermutlich hat das Bier jemand manipuliert. Man konnte aber nie etwas beweisen.

Am 12. Februar 1938 wurde Schuschnigg von Hitler auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden zitiert. Der „Führer“ befahl, dass der Kanzler den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart als Innenminister in sein Kabinett holen und das Verbot der NSDAP aufheben müsse. „Das Treffen mit Hitler“, sagt Schuschnigg junior, „war der schlimmste Tag seines Lebens. Mein Vater ist nie so gedemütigt worden wie damals. Hitler hat ihn angebrüllt wie einen Schulbuben.“

Schuschnigg gab in allen wesentlichen Punkten nach, setzte aber für den 13. März eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs an. Sie war wohl der Grund, dass Hitler den Befehl zum Einmarsch gab.

Der damals elfjährige Kurt sah seinen Vater erst wieder im Frühjahr 1940 in einem Münchner Gefängnis. Er erkannte seinen Vater fast nicht mehr, denn der 183 cm große Mann wog nur mehr 40 Kilo. „Er hat nichts gegessen, weil er für die Mahlzeiten bezahlen musste und Angst hatte, dass seiner Familie zu wenig Geld zum Essen bleiben würde.“ ( https://kurier.at/politik/inland/kurt-schuschnigg-jun-was-haette-mein-vater-denn-anderes-tun-sollen/313.492.505 )

Der Kurt Schuschnigg Lauf

 

 

 

Der Peter Altenberg Lauf

An einem eher windigen Samstagmorgen begab ich mich auf meiner heutigen Laufrunde auf die Spuren von Peter Altenberg, der Autor, Journalist, Flaneur und Schnorrer war.

Peter Altenberg, der eigentlich Richard Engländer hieß (9.3.1859 bis 1919) war Autor, Journalist, Flaneur und Schnorrer. Für die einen war er anziehend, für die anderen abstossend. Sein Pseudonym Peter Altenberger wählte er nach der 13-jährigen Bertha Lecher, die Engländer (selbst ca. 20-jährig) in Altenberg an der Donau (gehört heute zur Gemeinde St. Andrä-Wördern) kennenlernte und die von ihren Brüdern wie ein Diener behandelt und „Peter“ gerufen wurde.

Obwohl von den Eltern immer unterstützt, schaffte er das Abitur erst im zweiten Anlauf. Sein Lehrer sagte über ihn: „Ein Genie ohne Fähigkeiten! Gerade das, was dazu gehört im Leben, fehlt ihm, schade, man wird ihn nie anerkennen!“
Das Studium der Rechtswissenschaften brach er nach einem Semester ab, auch der nächste Versuch, Medizin, scheiterte. Die Buchhändlerlehre in Stuttgart ebenso. Zurück in Wien wurde er durch seine exzentrische Lebensführung und als ständiger Gast renommierter Kaffeehäuser (Central, Herrenhof) eine legendäre Figur.

Altenberg hatte immer Geldsorgen und galt als Schnorrer. Er verlangte von seinen Freunden eine Rente. Karl Kraus etwa steckte ihm regelmäßig 30 Kronen zu. Es gab weitere zehn bis fünfzehn wohlhabende Leute in Wien, von denen er eine Monatsrente erbat.
Altenberg bewohnte keine eigene Wohnung, sondern zog es vor, bei Bekannten oder in Hotels zu logieren. In seinen letzten sechs Jahren wohnte er im Grabenhotel im ersten Bezirk in der Dorotheergasse 3, Zimmer 51.

Altenberg sah sich auch als Frauenversteher. Dabei hat er selten erfüllte Liebschaften erlebt. Lina Loos, eine seiner unerfüllten Lieben, erinnert sich: „Peter Altenberg galt als Frauenverehrer. Er war es nicht! Er hat uns gehasst. Er hat uns Frauen gehasst, wie er reiche Leute hasste, die ihren Reichtum nicht zu verwenden wussten.“

Im Cafe Central gibt es noch immer eine lebensgroße Figur von Peter Altenberg beim Eingang. Auch im Büro des Wiener Bürgermeisters gibt es eine solche Figur, die Altenberg beim Zeitung lesen darstellt. In Döbling gibt es auch eine Peter Altenberg Gasse, die aber diesmal nicht in meine Laufrunde passte. ( https://www.deutschlandfunkkultur.de/der-wiener-dichter-peter-altenberg-stammgast-schnorrer-und-100.html )

 

Der Peter Altenberg Lauf

 

 

 

 

 

 

Der Ella Briggs Lauf

Lockerer Lauf über den Gürtel nach Wien Döbling, durch den Währinger Park, vorbei an der alten Uni für Welthandel zu den von der Wiener Architektin Ella Briggs konzipierten Gemeindebauten.

Am 5.3.1880 wurde Ella Briggs als Ella Baumfeld in Wien in eine jüdische Familie geboren. Ella Briggs-Baumfeld war neben Margarete Schütte-Lihotzky die einzige Frau, die in der Zwischenkriegszeit Gemeindebauten für die Stadt Wien ausführte. Während der Monarchie war ein Architekturstudium für Frauen nicht möglich, also besuchte sie ab 1901 für drei Jahre die Kunstgewerbeschule.

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte sie an der Technischen Hochschule München studieren. Nachdem sie einige Jahre in die USA ging, wurde sie ab 1925 mit der Errichtung des Pestalozzi-Hofes betraut, kurz danach baute sie auch das benachbarte Ledigenheim in der Billrothstraße.

Ab 1927 lebte und arbeitete sie in Berlin und errichtete unter anderem zwei Wohnhausanlagen. Mitte der 1930er Jahre musste sie vor dem Nationalsozialismus nach London fliehen. Auch dort war sie bis zu ihrem Tod als Architektin tätig. Ella Briggs starb am 20. 6. 1977 im Alter von 97 Jahren in Middlesex, England.

Das von ihr konzipierte Ledigenheim in der Billrothstraße 9 war das erste kommunale Studentenheim. Da in den 1920er Jahren die Zahl der Singlehaushalte sehr schnell stieg, musste vor allem in den Städten dringend Wohnraum für Ledige geschaffen werden. Briggs’ Ledigenheim, das mehr als 20 Einzimmerapartments hat, ist im Originalzustand erhalten geblieben. Es wird heute vom neunerhaus geführt, einer Sozialorganisation für Wohnungslose. ( https://www.architektur-aktuell.at/termine/ella-briggs-ledigenheim-wiens-erstes-kommunales-studentenheim )

Der Ella Briggs Lauf

 

 

 

Der Natascha Kampusch Lauf

Ziemlich dichter Nebel beim heutigen Morgenlauf auf dem Weg nach Wien Donaustadt. Durch den Nebel hab ich einige Male den Weg nicht gleich gefunden.

Am 2. März 1998, also bereits vor 26 Jahren, ist Natascha Kampusch auf ihrem Weg in die Schule Brioschiweg (circa 500 Meter von ihrem Wohnort, den Trabrenngründen am Rennbahnweg entfernt) von Wolfgang Priklopil entführt worden. An der ersten Kreuzung nach der Wagramer Straße Rennbahnweg/Panethgasse wurde sie von der Zeugin Bettina Z. noch gesehen. Sie grüßten sich kurz und Natascha Kampusch setzte ihren Weg zur Schule fort. Circa 300 Meter bei der Krezung Rennbahnweg/Melangasse dürfte Wolfgang Priklopil mit seinem Bus gestanden sein, der Natascha Kampusch dann entführt hatte. Die Kreuzung ist nur 300 Meter von der ersten Kreuzung entfernt, wo sie von Bettina Z. noch gesehen wurde. Natascha Kampusch war 10 Jahre alt, und ging in die vierte Klasse der Volksschule Brioschiweg.
Im Jahr 2006,nach acht Jahren Gefangenschaft in einem Haus in Straßhof an der Nordbahn, gelang ihr dann die Flucht. ( https://www.parlament.gv.at/dokument/XXIV/J/9829/fnameorig_235708.html<

Der Natascha Kampusch Lauf

 

Der Reinhard Tramontana Lauf

Knapp 12 Kilometer durch Meidling, Schönbrunn, Hietzinger Hauptstraße und über Penzing und die Mariahilfer Straße zurück. Angenehme Lauftemperaturen, aber diesmal etwas später unterwegs und da sind schon viele Autos unterwegs und auf den Gehsteigen ist es auch oft ein Slalom laufen.

Der Satiriker und Kolumnist Reinhard Tramontana wäre heute 76 Jahre alt geworden, ist aber erst 57jährig im Jahr 2005 im Kaiserin Elisabeth Spital an inneren Blutungen verstorben.

Tramontana hat seit Kindheit an zwei Welten vereint: Die bildungsbürgerliche des Hietzinger Gymnasiums Fichtnergasse, für das er ein Theaterstück schrieb. Aber auch die Welt des kleinen Füchselhofkinos des Arbeiterbezirks Meidling, wo er in der Jugend die großen Hollywoodfilme sah.

Über das Füchselhofkino schrieb er einen Text:

Das Füchselhofkino war, wohlwollend gesagt, ein Loch. Es war wie die Gasse, die ihm seinen Namen gab, schmal, finster und pickert. Es besaß kein Foyer, es hatte ein Vorzimmer, dessen Länge das Vorführzimmer um etwa zwei Sitzreihen übertraf. Die Kasse stand anderthalb Meter hinter dem Eingang, so wie eine Passkontrolle: Es konnten unmöglich zwei Menschen auf einmal an ihr vorüber.
Viele Erwachsene wollten das auch gar nicht: Da ihnen Leute, die weit herumgekommen waren, von modischen Glitzerkobeln wie dem Apollo, dem Schwedenkino oder gar dem neuen Gartenbau vorgefaselt hatten, zog es die rüstigeren Murlinger [Meidlinger] nicht just magnetisch in die derb duftende Bude – zwar offerierte das Füchselhofkino, weil das Tapfere den Meidlingern innewohnt, täglich drei Vorstellungen (4, 6, 8 Uhr), doch Verliebte brauchten durchaus nicht die letzte Reihe zu wählen, um unbeobachtet zu sein.
Aber für junge Haudegen wie unsereins war das Lochhafte sensationell: Ein gütiges Geschick, das sich einen vergesslichen Kinobesitzer auserkoren hatte, bescherte uns viermal im Jahr Im Zeichen des Zorro.
Hier, angesichts der blitzenden Degenklinge Tyrone Powers, wurde unsere Freiheitsliebe gefestigt; hier, angedenk der schwarzen Augenmaske wurzelt auch unser Bekenntnis zur Demokratie; hier, geprägt vom listigen Charme des vermeintlichen Weichlings, fundamentierte sich unser sagenhafter Erfolg bei Frauen.
Auch abgesehen davon bot das Füchselhofkino reichen Gewinn: Kein noch so rares Abenteuer des Wildwest-Schreckens Al Fuzzy St. John entging uns, und wer etwas auf sich hielt, sah Fuzzy und der Kampf um die Silbermine wenigstens dreimal. Einer der letzten Filme, die ich dort gesehen habe, ehe das Kino von einem Modegeschäft geschluckt wurde, war Dr. Seltsam – und ich weiß mich mit allen Cineasten eins, dass Peter Sellers gegen Fuzzy glatt abstank.“
( https://www.kinthetop.at/forschung/kinthetop_texte_MeidlingerLichtspiele01.html )

Nachdem das Kino mit dem ersten Kinosterben 1964 zusperrte, kam ein Turek hinein, der auch heute noch drinnen ist.
Als Oscar Bronner im September 1970 das Nachrichtenmagazin „Profil“ gründete, war Reinhard Tramontana von Beginn an dabei.
Reinhard Tramontana schrieb seit 1975 jede Woche eine Kolumne mit dem Titel „Profan“. Dreißig Jahre war er jede Woche auf der vorletzten Seite des Nachrichtenmagazins mit entlarvenden Zeitanalysen präsent. In diesen dreißig Jahren war er vermutlich kaum krank. Oder er überspielte Depressionen oder Krankheiten mit anderem. Oder Alkohol.

Der Kolumnist ist noch stärker als der Tages- oder Wochenjournalist gefordert. Es wirkt nur von Außen so, dass er mehr Freiheiten hat, da er für den Inhalt seiner Seite alleinverantwortlich ist. Er kann nicht einfach zwei Monate in Urlaub fahren oder krank feiern. Ein Kolumnist ist immer da. Er fehlt nie. ( https://medienkritikwien.wordpress.com/2005/10/06/das-sterben-der-grossen-reinhard-tramontana-1948-2005/ )

Der Reinhard Tramontana Lauf:

 

 

 

 

 

Der Marisa Mell – Lauf

Die Schauspielerin Marisa Mell hätte heute ihren 85. Geburtstag gehabt, starb aber bereits 1992. Daher ging es heute nach Liesing. Beim Zurücklaufen gab es einige Hindernisse und vom Regen in der Nacht war’s ziemlich gatschig. Trotzdem war es für den Februar viel zu warm. Leider.

Die Schauspielerin Marisa Mell wurde als Marlies Theres Moitzi im obersteirischen Neumarkt geboren und wuchs als Tochter der alleinerziehenden Schulwartin Wilma Moitzi in Graz auf.

Mit 18 Jahren wurde sie ans Max-Reinhardt-Seminar aufgenommen, wo sie unter anderem Erika Pluhar, Gertraud Jesserer, Senta Berger und Heidelinde Weis kennenlernte. Marisa Mell schaffte unter der Regie von Ken Russell in „French Dressing“ den internationalen Durchbruch.

Im selben Jahr beendeten schwere Gesichtverletzungen nach einem Autounfall fast ihre Karriere. Nach ihrer fast vollkommenen Wiederherstellung ging sie nach Italien, wo sie ihre größten Erfolge feiern konnte. In der Komödie „Casanova ’70“ drehte Marisa Mell mit Marcello Mastroianni. Sie galt für viele als „österreichische Sophia Loren“ und stand unter anderem mit den damaligen Filmgrößen Marcello Mastroianni, Alain Delon, Michel Piccoli und Tony Curtis vor der Kamera.

1976 posierte die Schauspielerin für die italienische Ausgabe des „Playboy“. 1977 brachte sie ihr einziges Kind, die Tochter Louisa Erika zur Welt, die aber leider noch am Tag ihrer Geburt starb.

Meistens wurde Marisa Mell als Femme fatale besetzt. Dieses Image konnte sie nie ablegen. Nach der Rückkehr nach Wien, arbeitete sie für den ORF und spielte gelegentlich im Vienna’s English Theatre und in Graz. Marisa Mell starb 53-jährig im Wilhelminenspital an Speiseröhrenkrebs.

Der Marisa Mell – Lauf: