Monat: Juli 2025

Der Heinrich von Angeli Lauf

Johann Strauß Gasse 7
Bei kühleren Temperaturen ging mein heutiger Morgenlauf nach Favoriten auf den Spuren des Portraitmalers Heinrich von Angeli, der heute 185 Jahre alt geworden wäre. Gewohnt hat er im Palais Apponyi in der Johann Strauß Gasse 7, wo sich heute die Studentenverbindung Albia befindet. Einige FPÖ Politiker sind dort wohl Mitglieder, Farbkleckse befinden sich auch dort an der Hausfassade.

Weiter ging es dann nach Favoriten in die Angeligasse, die relativ lang ist. Heinrich von Angeli kam 1862 nach Wien, wo er 1869 mit dem Gemälde „Rächer seiner Ehre“ auffiel. Einige Jahre später wandte er sich der Portraitmalerei zu. Durch seine elegante Bildgestaltung wurde er bald zum Favoriten der gehobenen Gesellschaft . Zahlreiche Aufträge erhielt er aus Kreisen europäischer Höfe . Für Kaiser Franz Joseph malte er beispielsweise die Schauspielerin Katharina Schratt.

Der Heinrich von Angeli Lauf:

Der Ignaz Jacob Heger Lauf

Morgendlicher Lauf am Wochenende, anfangs etwas langsamer. Diesmal auf den Spuren des Stenographen Ignaz Jacob Heger, nach dem im dritten Bezirk die Hegergasse benannt wurde. Das Sterbehaus mit einer Gedenktafel befindet sich in der Schaumburgergasse 4.
Ignaz Jacob Heger gründete im Jahr 1842 die erste Schule für Stenographie in Wien und leitete das erste Parlamentsstenographenbüro.

 

 

 

 

 

Der Ignaz Jacob Heger Lauf:

Der Siegfried Marcus Lauf

Um 5:30 Uhr hatte es heute noch angenehme Temperaturen, so konnte ich mich ohne großartig zu schwitzen auf die Spuren von Siegfried Marcus begeben. Siegfried Marcus entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, blieb selbst unverheiratet und erlernte in Hamburg das Mechanikergewerbe. Im Selbststudium erwarb er sich seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Chemie und Elektrotechnik.

Mariahilfer Straße 107

1860 gründete er in der Mariahilfer Straße 107 eine eigene Mechanikerwerkstätte und begann dann mit Versuchen, einen eigenen Kraftstoff zu erfinden. Die Werkstätte nannte er Telegraphenbauanstalt. Er beschäftigte sich auch mit dem Bau von Verbrennungsmotoren. 1864 montierte er seinen ersten Benzin-Zweitaktmotor auf einen hölzernen Handwagen, der kurze Strecken fuhr. Auf der Pariser Weltausstellung erhielt er eine Silbermedaille.

Siegfried Marcus erlangte als Automobil- und Motorenpionier weltweite Bedeutung. Marcus kümmerte sich aber nicht um die industrielle Auswertung beziehungsweise Vervollkommnung seiner Erfindung, sondern wandte sich sofort neuen Aufgaben zu. Er hatte sich in Wien eine ansehnliche gesellschaftliche Stellung errungen und war auch Lehrer des Kronprinzen Rudolf auf dem Gebiet der Experimentalphysik.

 

Siegfried Marcus Denkmal

 

Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Marcus in der Zeit der NS-Diktatur totgeschwiegen. Sein Denkmal wurde aus dem Wiener Resselpark entfernt. Der wertvolle zweite Marcus-Wagen konnte dank geschickten Taktierens des Technischen Museums Wien und des Eigentümers vor behördlichen Zugriffen bewahrt werden. Nach der Befreiung Österreichs wurde das Denkmal wieder auf seinem alten Platz aufgestellt.

 

Der Siegfried Marcus Lauf:

Der Ingeborg Bachmann Lauf

Etwas heiß war es bei meinem heutigen Morgenlauf schon, aber heute war wieder eine Laufrunde notwendig.

Beatrixgasse 26

Ingeborg Bachmann, die einige Jahre in der Wiener Beatrixgasse und in der Gottfried Keller Gasse lebte, wäre heute 99 Jahre alt geworden. Die Schriftstellerin wuchs im Kärntner Gailtal und in Klagenfurt auf. Studiert hat sie in Innsbruck, Graz und ab 1946 in Wien bei Viktor Kraft, der dem Wiener Kreis zuzuordnen ist. 1947 lernte sie den 20 Jahre älteren Schriftsteller und Kritiker Hans Weigel kennen, den sie nach einem Abend im Theater an der Josefstadt um ein Interview bat. Das Interview war zwar nie erschienen, aber daraus entstand eine längere Liebesbeziehung.

Nach ihren Jahren in Wien zog sie nach Italien, wo ihre langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Komponisten Hans Werner Henze begann. Später zog sie wegen Max Frisch nach Zürich. Im November 2022 kam der umfangreiche Briefwechsel zwischen Bachmann und Frisch unter dem Titel „Wir haben es nicht gut gemacht“ auf den Markt.

Ingeborg Bachmann und ihr Werk sind immer wieder Gegenstand künstlerischer Auseinandersetzung. So wurden etwa im Rahmen des Projekts „Undine kommt“ die in Zusammenhang mit dem Wiener U-Bahn-Bau temporär oberirdisch geführten Wasserrohre im Bereich des Sigmund-Freud-Parks mit Zitaten Bachmanns ummantelt. Am 27.6.2025 wurde im Rahmen der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ im ehemaligen Elternhaus von Ingeborg Bachmann das Ingeborg-Bachmann-Museum eröffnet.

Der Ingeborg Bachmann Lauf:

Der Kurt Landsteiner Lauf

Frankgasse 6

Der Arzt Karl Landsteiner hätte heute seinen 157. Geburtstag gehabt. Deshalb entstand eine schöne Runde in den 9. Bezirk, wo er in der Frankgasse 6 wohnte, und dann über die 2er Linie in den vierten Bezirk, wo es zwischen Gemeindebauten einen Karl Landsteiner Park gibt.

Karl Landsteiner begann bereits mit 17 Jahren mit dem Medizinstudium und promovierte bereits mit 21 Jahren. Unter einfachen Bedingungen gelang Landsteiner die Entdeckung der klassischen Blutgruppen. Im November 1901 wurde die Festlegung der Blutgruppen A, B, AB und 0 in der „Wiener klinischen Wochenschrift“ publiziert.

Durch die praktische Anwendung der Entdeckung der Blutgruppen wurden sowohl Operationen als auch Bluttransfusionen sicherer, da erst jetzt geeignete Blutspender ausgewählt werden konnten. Auch bei der Vaterschaftsfeststellung und in der Forensik verwendete man nun die Blutgruppen. Für die Entdeckung der Blutgruppen wurde Karl Landsteiner 1930 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.

In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Karl Landsteiner mit Onkologie, da seine Frau an Schilddrüsenkrebs erkrankt war. Er verstarb aber 1943, als er an seinem Arbeitsplatz eine Herzattacke erlitten hatte. Seine Frau überlebte ihn nur einige Monate.

Der Kurt Landsteiner Lauf:

Der Lisl Steiner Lauf

Bei meinem heutigen Morgenlauf war ich auf den Spuren der Lisl Steiner unterwegs, die 1938 als 11jähriges Mädchen Österreich verlassen musste. Heute vor 2 Jahren ist sie im Alter von 95 Jahren verstorben. In ihrem Buch „Witness“ hat sie über ihr bewegtes Leben erzählt.

Gemeinsam mit ihrer Mutter wanderte sie über Italien und Argentinen 1960 in die USA aus. Sie studierte Kunst und arbeitete als freischaffende Fotografin. Für Magazine wie „Life“ oder „Time“ hat sie Persönlichkeiten wie Jacqueline Kennedy Onassis, Richard Nixon, Fidel Castro oder Louis Armstrong porträtiert.

Die Kindheit von Lisl Steiner war sehr gut. Wo sie mit ihren Eltern in Wien gewohnt hat, konnte ich aber nicht finden. Vermutlich irgendwo im ersten Bezirk. Sie ging in die Schwarzwaldschule in den Kindergarten. Die Schwarzwaldschule war dort, wo jetzt in der Herrengasse der Herrenhof ist. Mit sechs Jahren ging sie immer mit ihrem Vater ins Cafe Central, und saß dort am Schoß von Adolf Loos und Otto Preminger, die Freunde von ihrem Vater waren.

1938 fuhren Mutter und Tochter mit dem Zug nach Triest, wo sie ein paar Monate blieben. Lisl Steiner hatte in Wien die Schule in der dritten Klasse verlassen und wuchs in Buenos Aires auf. Lisl Steiner hat 10 Jahre Kunst studiert und arbeitete in der argentinischen Filmindustrie. Als sie einem demokratischen General nach Ushuaia folgte und ihn dort beim Fischen fotografierte, war das Time-Magazin sehr begeistert und Lisl Steiner beschloss, Fotografin zu werden.

Später in New York hatte sie anscheinend ihren österreichischen, Wiener Akzent beibehalten. Lisl Steiner hatte Fotografie nie gelernt oder studiert, sie fotografierte mit dem Bauch. Bekannte Bilder sind beispielsweise ein Portrait von Franz Beckenbauer in der Badewanne im Gespräch mit Henry Kissinger (1976) oder den mit Badehaube und nacktem Oberkörper an einem Schreibtisch sitzenden Louis Armstrong (1957). Andere ihrer Aufnahmen zeigen Fidel Castro nach einer Rede in Buenos Aires (1959) und Jacky Kennedy beim Begräbnis von Martin Luther King. Lisl Steiner kam auch im hohen Alter immer nach Wien zurück und stieg immer im Hotel Kaiserin Elisabeth in der Weihburggasse ab.

Der Lisl Steiner Lauf:

Der Oskar Adler Lauf

Eigentlich war ich heute morgen nicht motiviert um zu Laufen, aber nachdem ich gelesen habe, dass heute der Weltlauftag ist, musste ich dann wohl. Ein schöner Lauf in die Leopoldstadt, viele Strava-Segmente, aber ziemlich schwül war’s.

Der österreichische Arzt und Musiker Oskar Adler, Bruder von Max Adler, hätte heute seinen 150. Geburtstag gehabt. Daher ging mein Lauf in die Franzensbrückengasse 22, wo er mit seiner Frau gelebt hat und dort ziemlich viel passiert ist. Gedenktafeln oder Erinnerungssteine gibt es dort von niemandem, der/die dort gewohnt hat.

Die Franzensbrückenstrasse 22 ist ein hoch aufragendes Gründerzeithaus, wo Oskar Adler lebte, Jugendfreund und musikalischer Guru von Arnold Schönberg. „Durch ihn erfuhr ich zum ersten Mal, dass es so etwas wie eine musikalische Theorie überhaupt gibt“, erklärte Schönberg später.

In diesem Gebäude lebte auch der Kaufmann Ludwig Meisl mit seiner Familie. Sohn Hugo verließ erst 1919 die elterliche Vier-Zimmer-Wohnung und wurde später als Chef des Wunderteams weltberühmt. Weder an Oskar Adler, noch an Hugo Meisl erinnert nichts in der Franzensbrückenstraße 22. Stattdessen gibt es dort zwei leerstehende Geschäftslokale und auch das Gebäude selbst ist in die Jahre gekommen.

Im Winter 1938 gelingt Oskar Adler die Flucht. Er nutzt eine Konzerteinladung, um Wien für immer zu verlassen. Er lebte bis zu seinem Tod in London.
Im Jahr 1913 ist in diesem Haus sehr viel passiert. In diesem Jahr brütete Oskar Adler über Zukunftsperspektiven, Hugo Meisl trat sein Amt als Verbandskapitän der österreichischen Nationalmannschaft an, der Architekt Fritz Keller plante das Haus am Friedrich Schmidt-Platz 5 und Arnold Schönberg durchlebte ein einzigartiges Wechselbad von Triumph und Desaster. 1913 war ein entscheidendes Jahr für Schönberg und seinen Freundeskreis.

Im Februar erfolgt die bejubelte Uraufführung der Gurre-Lieder unter Franz Schreker, einen Monat später allerdings das legendäre „Watschenkonzert“ im Musikverein, das nach wüsten Tumulten abgebrochen werden musste. ( http://www.pratercottage.at/2013/02/19/schoenbergs-lehrmeister-oskar-adler/ )

Der Oskar Adler Lauf:

Der Wilhelm Tell Lauf

Nach einer Woche Pause wieder ein kleiner Lauf, der etwas regnerisch war, aber gut getan hat.

Heute vor 84 Jahren wurde das Bühnenstück Wilhelm Tell von Friedrich Schiller nach einer „Führeranweisung“ von Adolf Hitler aus Bibliotheken und Schullehrplänen entfernt und die Aufführung im Deutschen Reich verboten. In Wien gibt es natürlich ein Denkmal von Friedrich Schiller und auch den Wilhelm Tell Hof im dritten Bezirk in der Reisnerstrasse/Ecke Beatrixgasse. Der Bauherr Karl Imini ließ an der abgeschrägten Ecke des Gebäudes eine Steinskulptur des Volkshelden Wilhelm Tell anbringen, die dem Haus seinen Namen gab. Früher war das Cafe Mozart in diesem Haus.

Warum wurde nun das Bühnenstück am 3. Juni 1941 verboten?
Zuerst wurde ja Schiller’s Werk Willhelm Tell im deutschen Reich überall aufgeführt und war eine Art Vorbild bis der Diktator selbst am 3.6. 1941 seine Meinung änderte, weil er einen „Tyrannenmord“ fürchtete.

Einfach war es nicht, dass Bühnenstück, das seit Jahren zu allen festlichen Anlässen aufgeführt, zitiert und in allen Schulen gelesen wurde, mit einem Mal verschwinden zu lassen.
Über die Gründe kann bis heute nur spekuliert werden, da eine öffentliche Kundmachung der Entscheidung fehlt und sonst gab es auch nichts Schriftliches. Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass er einen Tyrannenmord fürchtete.

Gemeint ist die Szene, in der sich Tell weigert, dem Hut des Reichsvogtes Geßler die Ehre zu erweisen, verhaftet wird und mit einem Pfeilschuss den Apfel auf dem Kopf des eigenen Sohnes treffen muss. Er meistert die Herausforderung, gesteht aber ein, dass er, wäre sein Kind zu Schaden gekommen, mit dem nächsten Pfeil auf Geßler gezielt hätte. Daraufhin kommt der Freiheitskämpfer in Haft, kann fliehen und ermordet den Vogt letztlich in der „hohlen Gasse“ bei Küßnacht. ( https://www.diepresse.com/5002143/hitler-als-wilhelm-tell-vom-vor-zum-feindbild-wurde )

Der Wilhelm Tell Lauf:

Der Josef Delug Lauf

Heute in der Früh ging’s nach Döbling, am Ende waren es mehr als 200 Höhenmeter. Die Himmelsstraße ist schon recht steil, aber dort wohnen könnte ich mir nicht vorstellen. Da fährt ja nicht einmal ein Bus. Dort in der Himmelsstraße 30 ist die ehemalige Malerakademie Delug. Die Villa wurde zwischen 1910 und 1911 erbaut und wurde circa 60 Jahre nach ihrem Entstehen vor dem Abriss gerettet. Mittlerweile kann man dort Wohnungen mieten. Der Quadratmeter Preis beträgt 20,69 Euro.

Malerakademie Delug

Die Villa zählt zu den ersten Stahlbetonbauten Wiens und war eines der Hauptwerke des Architekten Friedrich Ohmann. Letztendlich ging sie als Malerakademie Delug in die Geschichte der Wiener Bauten ein. Begründer und Namensgeber der Künstlervilla war Alois Johann Josef Delug, der ab 1898 dreißig Jahre lang als Professor an der Akademie der bildenden Künste war. Seine bekanntesten Schüler waren Anton Faistauer, Karl Sterrer und Wilhelm Dachauer.

Einer, der nicht sein Schüler wurde, war Adolf Hitler. Alois Delug verweigerte im Jahr 1907 Hitler wegen dessen unzulänglicher Leistungen bei seinen Aufnahmeprüfungen zur Malschule sowie anschließend zur Architekturschule einen Studienplatz an der Wiener Kunstakademie.

 

 

 

 

Der Josef Delug Lauf:

Der Joseph Appel Lauf

Mit dem österreichischen Song Contest Beitrag „Wasted Love“ im Kopf einen flotten Lauf durch die Wiener Innenstadt, wo wohl nächstes Jahr der ESC stattfinden wird. Anfangs war’s noch trocken, dann aber in einen Regenguss gekommen.

Joseph Appel, der an der Tuchlauben 18 wohnte, war ein österreichischer Numismatiker. Von seinem Vater bekam er die Münzen vererbt und sein Bruder die Medaillen. Mit der Zeit sammelte er weitere Münzen und erwies sich als sehr kenntnisreich. Ab 1787 arbeitete er als Bediensteter des Staates und war Kommissär der kaiserlich-königlichen Einlösungs- und Tilgungs-Deputation.

Appel war in der Fachwelt wegen seiner Kenntnisse, aber auch wegen seiner Sammlungen ein geschätzter Numismatiker. Er konnte gut Münzen auf ihre Echtheit prüfen und auch unleserliche Schriften aus dem Mittelalter lesen. In seinen Ämtern beim Staat entschied er komplizierte Fälle.

Der Joseph Appel Lauf: