Monat: Juni 2025

Der Karl Gall Lauf

Wieder bewölkt und keine gute Sicht beim heutigen Morgenlauf. Diesmal ging’s über Schönbrunn nach Speising zum ASV 13 Platz und ein bisserl die 60er Strecke zurück. Blöd nur, dass die Gallgasse nach dem Gemeinderat Sebastian Gall benannt wurde, der gerade einmal eine Zeile auf Wikipedia hat und nicht nach dem Fussballer Karl Gall, der seit 1943 in Russland vermisst wird und vermutlich dort im 2. Weltkrieg getötet wurde.

Karl Gall war ein österreichischer Fussballer und Mitglied des Wunderteams. Karl Gall kam vom HAC-Nordstern, bei dem er von 1925 bis 1928 spielte, zur Wiener Austria und galt zu seiner Zeit als ein brillanter Spieler mit überraschenden Einfällen und einem starken Offensivdrang. Der HAC-Nordstern hatte damals seinen Fussballplatz, wo jetzt der Platz des ASV 13 in der Linienamtgasse in Speising ist.

 

ASV 13 Platz

Karl Gall war von seiner Statur seinen Konkurrenten und Mitspielern unterlegen, machte dies jedoch durch seine starke und ausgereifte Technik wett. Mit den Violetten aus Wien feierte er mit den Cupsiegen von 1935 und 1936 und den Mitropacupsiegen von 1933 und 1936 seine größten Erfolge auf Vereinsebene. Sein letztes Spiel war 1942 ein Derby gegen Rapid Wien, danach wurde er in den Kriegsdienst eingezogen und kam an die Ostfront. Am 27. Februar 1943 starb er im Alter von 38 Jahren in Russland durch eine Mine.

In der Zwischenkriegszeit war der Sportplatz in der Linienamtsgasse in Speising der Heimatplatz des Vereines HAC Nordstern. Kriegsbedingt wurden die Spieler immer weniger, und der Verein löste sich auf. Nach dem 2. Weltkrieg trafen sich die Fusballfreunde, unter ihnen wenige Spieler des ehemaligen HAC Nordstern, auf der Hörndlwald-Wiese.

www.1133.at

Der Karl Gall Lauf:

Der Else Feldmann Lauf

Nebelig, feucht und bewölkt. Ich hatte heute Morgen fast keine Motivation zum Laufen, aber danach fühlt man sich gut und meine heutige Laufstrecke war auch sehr interessant. Die Schriftstellerin und Journalistin Else Feldmann, die vom NS-Regime im Vernichtungslager Sobibor ermordert wurde, wuchs in der Brigittenau auf und lebte in Wien, bis sie 1942 ins Vernichtungslager Sobibor gebracht wurde.

Else Feldmann wuchs in ärmlichen Verhältnissen in einer kinderreichen jüdischen Familie in der Wiener Brigittenau in der Staudingergasse 9 auf, wo es auch eine Gedenktafel zu ihrem ersten Roman „Löwenzahn, eine Kindheit“ gibt. Else Feldmann besuchte eine Armenschule und musste später aufgrund der Arbeitslosigkeit ihrers Vaters ihre Ausbildung abbrechen um als Fabriksarbeiterin zum Unterhalt der Familie beitragen.

Else Feldmann befasste sich in ihren Arbeiten, von denen viele autobiografisch geprägt waren, mit den sozialen Fragen ihrer Zeit. Die Armut in den Elendsbezirken Wiens, verwahrloste Kinder, Jugendkriminalität, das jüdische Proletariat und insbesondere die Situation von Frauen bildeten wiederkehrende Themen. Trotz ihrer produktiven schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit konnte sie ihren Lebensunterhalt nur schlecht bestreiten und hatte stets mit finanziellen Problemen zu kämpfen.

Das Schaffen von Else Feldmann wurde lange Zeit kaum beachtet und erfuhr erst seit den 1990er Jahre vermehrt Aufmerksamkeit. Ihre erste selbstständige Buchveröffentlichung war 1921 der Roman „Löwenzahn – Eine Kindheit“. Die Bezirksvorstehung Brigittenau widmete ihr auf ihrem früheren Wohnhaus in der Staudingergasse 9 eine Gedenktafel, auf der der Buchdeckel des Romans Löwenzahn abgebildet ist. Im Roman Löwenzahn erzählt Else Feldmann die stark autobiografisch gefärbte Geschichte ihrer Kindheit in den 1920er Jahren in Wien. Löwenzahn ist ein berührendes Porträt der damaligen Arbeiterschicht und zeigt auf beeindruckende Weise, wie schwer man hochkommt, wenn man arm ist. Die Ich-Erzählerin Marianne, etwa 12 Jahre alt, lebt mit ihrer schwerkranken Schwester und ihrem ein paar Jahre älteren Bruder in Wien. Vater und Mutter gehen arbeiten, trotzdem lebt die Familie von den Einkünften mehr schlecht als recht.
milena-verlag.at

Der Else Feldmann Lauf:

Der Alessandro Volta Lauf

>Am Tag der Batterie bin ich bei meinem morgendlichen Lauf und etwas frostigen Temperaturen (kalt mag ich aber sehr beim Laufen) in die Voltagasse nach Floridsdorf. Heute wäre der italienische Physiker Alessandro Volta 280 Jahre alt geworden. Er gilt als Erfinder der Volta’schen Säule, heute bekannt als elektrische Batterie, und als einer der Begründer der Elektrizitätslehre.

Alessandro Volta wurde in Como geboren. Seine Eltern hätten eine andere Laufbahn für ihn zum Juristen geplant und schickten ihn auf eine Jesuitenschule. Im Selbststudium beschäftigte er sich aber mit Büchern über Elektrizität.

Der Alessandro Volta Lauf: 

Der Udo Proksch Lauf

Zu meinem gestrigen Lauf noch ein paar Zeilen, wo es bei optimalen Lauftemperaturen in die City ging. Gestern vor 40 Jahren ist Udo Proksch wegen Betrugsverdachts im Zusammenhang mit dem Untergang der Lucona verhaftet worden. Der Drahtzieher der Lucona-Affäre, dem größten Politskandals der zweiten Republik, trieb sich oft in der Wiener Innenstadt herum.

Udo Proksch hat sechs Menschen ermordet. Sechs Besatzungsmitglieder der „Lucona“, die im Indischen Ozean ihren Tod fanden, als das Schiff am 23. Jänner 1977 gesprengt wurde: Teil eines raffinierten Versicherungsbetruges, der Proksch um 212 Millionen Schilling reicher machen hätte sollen.

Bei Udo Proksch hat man gesehen, wie schnell jemand in der Wiener Gesellschaft ganz nach oben kommen kann. Und auch, dass nicht jeder „Clown“ harmlos ist, selbst wenn anfangs alle über und mit ihm lachen. Udo Proksch war eigentlich immer ein Scherzbold, den niemanden ernst genommen hat.

Demel Zuckerbäcker

Eines seiner Stammlokale war die Zuckerbäckerei Demel Hof, wo er mit einem Panzer vor gefahren ist. Im Gutruf traf er sich öfters mit Künstlern und Intellektuellen zum Mittagessen. Das Demel würde heute einen Chef wie Udo Proksch es damals war wieder guttun. Der Demel ist heute nicht mehr das, was er unter Proksch war. Heute ist das Demel eine Touristenfalle. Unter Proksch war es ein Traditionsbetrieb, wo alles selbst gemacht wurde, so seine erste Frau Erika Pluhar.

 

Gutruf

Udo Proksch hat die Geschäftsführung im Demel 1972 übernommen und hat immer penibel darauf geachtet, dass die Gäste gut betreut wurden. Später sei er aus der Bahn geraten, als er im Demel den „Club 45“ gründete, wo nackte Frauern an den Tischen saßen und sich im dritten Stock des Demel Hauses würdige Herren aus der Sozialdemokratie, aus Kunst und Medien versammelten. Aus einer harmlosen Männerrunde wurde schnell ein Club des gegenseitigen Nutzens, so Bruno Aigner. Bruno Aigner hatte den „Club 45“ SPÖ-intern schon 1981 als „Sündenfall der Sozialdemokratie“ und „Eiterbeule“ bezeichnet. Udo Proksch hat Wien in jedem Fall geprägt, aber zum Negativen.

 

Eden Bar

Gemeinsam mit Erika Pluhar hat Udo Proksch Anfang der 60er Jahre in einer Wohnung in der Weyrgasse im dritten Bezirk gelebt. ABer er ist oft stundenlang durch die Innenstadt flaniert und gerne in vielen Lokalen gewesen. Die Eden-Bar in der Liliengasse, das Restaurant Oswald & Kalb in der Bäckerstraße oder der „Weisse Rauchfangkehrer“ in der Weihburggasse waren auch Hotspots für Udo Proksch. Udo Proksch war überall ein gern gesehener Gast, auch wenn er immer mit einer geladenen Waffe unterwegs war.

 

 

 

 

 

 

 

Der Udo Proksch Lauf:

Der Karoline von Perin Lauf

Heute bei etwas Schnee gleich noch ein kleines Lauferl in den Volksgarten angehängt. Dort soll ein Gedenkstein für den Ersten Wiener Demokratischen Frauenverein sein, den ich aber komischerweise nicht gefunden habe. Also entweder bin ich wirklich „schasaugat“ wie meine liebe Frau immer sagt oder die haben den Gedenkstein entfernt. Wer findet also diesen Stein im Volksgarten? Heute ist der 219. Geburtstag von Karoline von Perin. Nach ihr wurde auch eine Straße in der Seestadt benannt, aber das war mir heute zu weit.

Karoline von Perin setzte sich 1848 neben demokratiepolitischen Anliegen auch für die Frauenemanzipation ein. Am 28. August 1848 versammelten sich rund 150 Frauen „zu patriotischen Zwecken“ im Salon des Wiener Volksgartens. Die Veranstaltung verlief von Anfang an turbulent. Zunächst kam es aufgrund politisch unterschiedlicher Ausrichtungen zu intensiven Diskussionen der Frauen untereinander. Danach wurde die Versammlung von Männern gestört, die sich über die politischen Bestrebungen der Frauen lustig machten, ihnen aber auch Gewalt androhten. Die Veranstaltung musste schließlich unterbrochen und verlegt werden.

Trotz aller Widrigkeiten kam es an diesem Tag zur Gründung des „Wiener demokratischen Frauenvereins“, dessen Präsidentin Karoline von Perin wurde. Es war der erste Frauenverein in Österreich, der explizit politische Ziele verfolgte. Trotz des kurzen Bestehens des Vereins kam es zu zahlreichen Aktivitäten. Mit der Niederschlagung der Revolution am 31. Oktober 1848 war das Leben von Karoline von Perin in Gefahr.

Karoline von Perin und Alfred Julius Becher hatten die Flucht bereits vorbereitet, doch ihr Versteck wurde verraten. Karoline von Perin wurde am 4. November 1848 verhaftet. Nach 23 Tagen in Haft, während der sie auch misshandelt wurde, kam sie als psychisch kranke Frau frei. Auf Initiative von Verwandten wurde ihr das Sorgerecht über ihren jüngsten Sohn entzogen und auch ihr Vermögen wurde konfisziert. Später emigrierte Karoline von Perni nach München und distanzierte sich von ihren politischen Aktivitäten. Sie kehrte danach nach Wien zurück und eröffnete ein Stellenvermittlungsbüro.

Der Karoline von Perin Lauf

Der Franz Schuhmeier Lauf

Nach einer Woche endlich wieder ein morgendlicher Lauf, etwas langsamer als normal. Schönes, kaltes Wetter. Perfekt. Nachdem vor 112 Jahren der Volkstribun aus Ottakring, Franz Schuhmeier, erschossen wurde, ging’s diesmal nach Ottakring. Geboren wurde Franz Schuhmeier aber in Wien Mariahilf in der Hirschengasse 21 als Sohn eines Bandmachergesellen und einer Wäscherin. Sein älterer Bruder starb mit nur 13 Jahren bei einem Arbeitsunfall. Dieses Ereignis war sehr prägend für ihn und war ein wesentlicher Grund, dass später der Kampf gegen Kinderarbeit eine seiner Hauptaufgaben wird. Auch Franz Schuhmeier hat bereits als Kind schwere Arbeiten verrichtet. Im Alter von nur sechs Jahren kommt er zu seinem Onkel, einem Fiaker, nach Matzleinsdorf in „Kost und Logis“.

Nach diversen Hilfstätigen und einer Wanderschaft nach Schlesien, wo er bei seiner Großmutter wohnte, kam er 1882 nach Wien zurück und tritt in die Buntpapierfabrik Goppold & Schmiedel in Gumpendorf ein. Schuhmeier liest alles, was er in die Finger bekommt und erweist sich so bei poiltischen Debatten immer als der „Gescheitere“.

Politische Vereine durften damals, wenn überhaupt, nur getarnt existieren und so gründete er den Raucherklub Lassalle, der drei Jahre später von der Polizei ausgehoben wird und Schuhmeier in U-Haft kam. Nach seiner Haftentlassung gründete er den nächsten Raucherklub Apollo. Diesmal legt er der Polizei jedoch Statuten zur Gründung eines Arbeiterbildungsvereins vor, die nach einigen Änderungen schlussendlich sogar genehmigt werden. Aus dem „Arbeiterbildungsverein Apollo“, der seinen Sitz in der „Roten Bretze“ in Neulerchenfeld hat, wird schließlich die sozialdemokratische Bezirksorganisation in Ottakring hervorgehen.

Schuhmeier ist wegen seiner im Wiener Dialekt vorgetragenen Schlagfertigkeit gefürchtet und schrammt dabei oft hart an der Grenze zur politischen Hetze vorbei. Als begnadeter Rhetoriker liefert er sich legendäre Wortgefechte mit dem ebenso redegewandten Bürgermeister Karl Lueger und avanciert bald zum „meistgehassten Sozial­demokraten“ Wiens.
Er eckt mit seiner „derb-proletarischen“ Art auch innerhalb der eigenen Partei an, besonders bei Victor Adler, der seinen Radau-Opportunismus als ganz unmöglich findet.

Schuhmeier Hof

1901 baut Schuhmeier die erste Volkshochschule Wiens, das Volksheim in Ottakring. Weiters setzt er den 9-Stunden-Tag für Bergarbeiter durch.
Bei seiner Rückkehr von einer Wahlkundgebung in Stockerau wird Franz Schuhmeier am Abend des 11. Februar 1913 in der Ankunftshalle des Wiener Nordwestbahnhofs von Paul Kunschak, dem Bruder des christlich-sozialen Abgeordneten Leopold Kunschak, abgepasst und niedergeschossen. Der Metallarbeiter Kunschak gibt beim Verhör an, er sei „wegen der ständigen Verfolgung durch die Sozialdemokraten“ eineinhalb Jahre lang arbeitslos gewesen und habe sich durch diese Tat an der Partei rächen wollen. Die Beerdigung des Arbeiterführers am Ottakringer Friedhof gerät zu einer beispiellosen Massenkundgebung. ( http://der-rote-blog.at/franz-schuhmeier-volkstribun-aus-ottakring )

Der Franz Schuhmeier Lauf

Der Marie von Najmájer Lauf

Nach dem Aufstehen am Morgen war die Motivation zum Laufen noch nicht besonders groß, danach fühlte sich aber alles doch recht leicht und locker an. Es zahlt sich schon aus, wenn man am Abend davor nichts ißt.

Die Schriftstellerin Marie von Najmájer hätte heute ihren 181. Geburtstag, also begab ich mich auf ihre Spuren zur Seilerstätte und in die Ungargasse. Dank eines offenen Haustors konnte ich mir auch den Innenhof in der Ungargasse 3 anschauen, der wirklich sehr schön ist.

Marie von Najmájer wurde in Ungarn geboren, ihre Familie übersiedelte aber nach Wien, als sie 3 Jahre alt war. Der Vater starb, als sie 10 Jahre war, und hinterließ der Frau und der Tochter ein beträchtliches Vermögen. Mutter und Tochter lebten eher zurückgezogen in der Seilerstätte 22. Marie von Najmájer begann bereits im Alter von 11 Jahren von Schiller beeinflusste Gedichte auf deutsch zu schreiben. Später lernte sie Franz Grillparzer kennen, der sie zur Veröffentlichung ihrer Gedichte ermutigte. 1868 erschien dann der erste Gedichtband mit dem Titel „Schneeglöckchen“.

Fortan war Najmájer als freie Schriftstellerin tätig. In journalistischen Texten befasste sie sich mit Bildung und Emanzipation der Frauen, Kunst, Musik und Literatur. 1873 lernte Najmájer die 14 Jahre ältere Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach kennen. Von ihrer über 30 Jahre andauernden Freundschaft zeugen ca. 150 Briefe im Nachlass Ebner-Eschenbachs. Beide Frauen wurden 1885 Mitbegründerinnen des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien.

 

 

 

 

Der Marie von Najmájer Lauf