Monat: März 2025

Der Carl Djerassi Lauf

Gestern war ich einmal nachmittags laufen, ging sich sonst nicht aus und ich hab wieder einmal gemerkt, dass ich doch ein Morgenläufer bin. Die 11 Kilometer gestern waren doch etwas mühsam am 10. Todestag von Carl Djerassi.

Carl Djerassi war der Sohn eines jüdischen Ärztepaares. Die Kindheit verbrachte er in Bulgarien. Nach der Scheidung der Eltern kehrte die Mutter nach Wien zurück. 1938 floh Carl Djerassi in die USA, , wo ihm Pflegeeltern den Besuch der High School in Newark und der University of Wisconsin ermöglichten. Bereits im Alter von 21 Jahren promovierte er in organischer Chemie. Zunächst war er für die Pharmafirma CIBA tätig, wo ihm die Synthetisierung des Hormons Cortison gelang, wodurch die Massenproduktion ermöglicht wurde. 1951 hatte er die Grundlage für die sogenannte „Antibaby-Pille“ erschaffen. Die Bezeichnungeine selbst lehnte Djerassi ab, weil er die „Pille“ nicht als gegen Babys, sondern für die Frauen gerichtet sah.

In den 1950er Jahren kehrte er immer wieder nach Wien zurück um an Kongressen teilzunehmen. In seinen letzten Lebensjahren nach dem Tod seiner Frau kehrte er öfters nach Wien zurück und hatte hier auch seinen Wohnsitz am Fleischmarkt 26, bzw. auch in der Aspernbrückengasse 5 und in der unteren Donaustraße 13.
Seit März 2012 gibt es im Hof 2 im Alten AKH eine Skulptur des US-amerikanischen Künstlers George Rickey zu bewundern, die von Carl Djerassi gestiftet wurde. Darunter befindet sich auch eine Gedenktafel mit dem Text „1923 geboren – 1938 vertrieben – 2003 versöhnt“.

 

Der Carl Djerassi Lauf:

 

 

 

Der Mozart Lauf

Nach knapp einer Woche wieder einmal ein Lauf, daher lockerer und eher langsam. Ein bisserl warm war es heute auf den Spuren von Wolfgang Amadeus Mozart, der heute seinen 269. Geburtstag gehabt hätte. Nicht nur in Salzburg, auch in Wien gibt es genügend Plätze, die an ihn erinnern.

Im Burggarten gibt es das Mozartdenkmal. Das Wohn- und Sterbehaus von Mozart befindet sich in der Rauhensteingasse 8. Dieses Gebäude gibt es leider nicht mehr. Hier steht mittlerweile das Kaufhaus Steffl. Die Gedenktafel befindet sich am Nebenhaus. Das Haus in der Rauhensteingasse trug den Namen „Kleines Kaiserhaus“. 1791 wohnte Wolfgang Amadeus Mozart im ersten Stock des Ecktraktes und komponierte hier „Die Zauberflöte“. . In den Morgenstunden des 5. Dezember 1791 starb Mozart hier. 1847 entstand hier der Mozarthof, den es aber ebenfalls nicht mehr gibt. Mittlerweile befindet sich dort das Kaufhaus Steffl.

Im Deutschordenhaus in der Singerstraße 7 wohnte Mozart nur eine sehr kurze Zeit – vom 18. März bis 2. Mai 1781 – aber dort war der Startpunkt seines neuen Lebens in Wien. Zu dem Haus gehört ein kleiner Konzertsaal, in welchem Mozart im Auftrag des Erzbischofs musizierte. Mozart musste weder Miete noch Essen selbst bezahlen, konnte musizieren und lebte im Zentrum Wiens. Trotz allem provozierte er den Erzbischof so weit, dass dieser ihn letzten Endes hinaus warf.

In der Domgasse 5 befindet sich die einzige Wohnung von Wolfgang Amadeus Mozart, die bis heute erhalten ist. Seine Wohnung im ersten Stock ist geradezu herrschaftlich: mit vier Zimmern, zwei Kabinetten und einer Küche, denn sein ganzes Leben lang hat er einen Hang zu Äußerlichkeiten. Auch schicke Kleider und Schnallenschuhe sind ein Must!
Wolfgang Amadeus verbringt hier seine wahrscheinlich glücklichsten Jahre. Jedenfalls behält er keine andere Wohnung so lang wie diese.
In der Domgasse 8 befand sich zwar keine Wohnung von Mozart, aber ich fand dort eine Tafel, auf der stand „Hier hätte Mozart Areal Silk gemacht“ – was auch immer das bedeutet. Weiß da jemand bescheid über die nähere Bedeutung?

Im vierten Bezirk gibt es noch den Mozartplatz und den Mozartbrunnen. Der Brunnen soll an die Uraufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte erinnern, die 1791 im Freihaustheater auf der Wieden stattfand. Die Bronzegruppe zeigt Tamino und Pamina, die Hauptfiguren der Zauberflöte.

 

Der Mozart Lauf:

 

Der Richard Buchta Lauf

Etwas kalt war es bei meinem heutige Morgenlauf, wenigstens war*s nicht windig. Sonst hätte es gefühlt nicht minus 6 Grad, sondern minus 10 Grad gehabt. Bin in eher lockerem Tempo nach Wien Wieden und über den Karlsplatz, Getreidemarkt und die Stiegen im Museumsquartier zurück.

Heute hätte der Afrikaforscher, Autor und Fotograf Richard Buchta, der in der Frankenberggasse 3 wohnte, seinen 180. Geburtstag gehabt. Das Haus in der Frankenberggasse ist das Palais Fischer und ist denkmalgeschützt. Das Haus wurde von den Otto-Wagner-Schülern Emil Hoppe, Marcel Kammerer und Otto Schönthal umgebaut. Über dem Tor befindet sich ein Glasmosaik (Sibylle mit Tauben) von Leopold Forstner. Die Frankenberggasse kannte ich vorher überhaupt nicht, das Gebäude ist aber sehenswert.

Schon mit 20 Jahren begann Richard Buchta ausgedehnte Reisen durch Deutschland, Frankreich, Ungarn, die unteren Donauländer, den Balkan, die Türkei und Kleinasien. Später reiste er nach Khartum und erforschte den türkisch-ägyptischen Sudan. Er bereiste vor allem den südlichen Sudan, das nördliche Uganda, das Gebiet um den Nil und Ägypten.
Obwohl Richard Buchtas Fotografien bis etwa zur Jahrhundertwende häufig in Reiseberichten über Ostafrika reproduziert wurden, gerieten seine Veröffentlichungen im 20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit. Richard Buchtas Fotografien befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Weltmuseums in Wien.

 

Der Richard Buchta Lauf:

 

 

Der Josef Petrak Lauf

Der heutige Start in meinen Morgenlauf war etwas mühsam, Füße fühlten sich etwas müde an. Im Nachhinein bin ich dann überrascht, dass es dann doch einigermaßen flott war. Hätte ich so nicht erwartet. War jedenfalls am heutigen Josef Petrak Tag ziemlich bei mir in meinen Gedanken. Das tut dann ziemlich gut.

Wer war Josef Petrak? Josef Petrak war ein Liedtexter und Komponist, der zahlreiche Wienerlieder und Schlager textete. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Liedtext zu „Wie Böhmen noch bei Öst’reich“ war von 1953, das vor allem in der Interpretation von Peter Alexander populär wurde. Er gründete auch den Verband der österreichischen Textautoren, der sich in der Baumanngasse befindet. Josef Petrak selbst lebte im Wiener Alsergrund in der Servitengasse. Er trägt das Schicksal vieler Textautoren, da man die Komponisten meistens kennt, den Textautor aber sehr selten. Die meisten Lieder schrieb er mit Josef Fiedler. Die beiden „Pepis“ trafen sich einmal in der Woche und blieben bei einer Flasche Wein so lange sitzen, bis ein Lied fertig  war.

Josef „Joschi“ Petrak war in sein Wien verliebt und war ein „Worteschmied“. Eines seiner Wiener Lieder war „Ich trag‘ im Herzen drinn, ein Stückerl altes Wien“. was Hörbiger und Moser im Film „Wir bitten zum Tanz“ gemeinsam gesungen hatten. Seine besten Arbeiten entstanden meist „draußen bei einem guten Glaserl“ beim Kierlinger in Nußdorf.
Einer seiner letzten Liedtexte war „Immer stiller, immer leiser wird der Mensch, wenn er älter wird“, dazu machte Sohn Rainer die Musik. Am 11. Mai 1979 verstarb er plötzlich in einem Taxi, als er seinen Freund, den Musiker-Komponisten Fritz Schrott, bei den Barmherzigen Brüdern besuchen wollte.

 

Der Josef Petrak Lauf:

 

 

 

Der Otto Fischer Lauf

Gestern habe ich einen interessanten Artikel über einen der prägendsten Fussballer der Zwischenkriegszeit gelesen, der leider in Vergessenheit geraten ist. Der Historiker Alexander Juraske hat in seinem Buch den Fussballer Fischer und den Juden Fischer wieder in Erinnerung gerufen. Den Artikel findet man leider noch nicht online auf derstandard.at, aber mein Morgenlauf ging deshalb heute nach Favoriten zuerst in die Buchengasse 44, wo Otto Fischer aufwuchs und danach in die Quellengasse 24a, wo der alte Hertha Platz stand und dort heute ein grioßer Gemeinfdebau steht. An den alten Hertha Platz erinnert dort heute nichts mehr und auch vor der Buchengasse 44 erinnert nichts an Otto Fischer.
Otto Fischer war ein brillianter linker Außenstürmer und Publikumsliebling bei der Vienna. In seiner aktiven Zeit war Fischer sehr bekannt, doch heute ist er komplett in Vergessenheit geraten. Otto Fischer ist außerdem der jüdische Spieler mit den meisten Länderspielen für Österreich.

 

Otto Fischer wurde am 1. Jänner 1901 in eine jüdische Familie in der Favoritner Buchengasse geboren. Seine Eltern stammten aus Mähren und Otto war das jüngste von vier Kindern. Die Buchengasse 44 war ein Zinshaus, das typisch für den Arbeiterbezirk Favoriten war. Vermutlich hat es damals schon so ausgesehen wie heute, lediglich die Fassade dürfte erneuert worden sein. In den Straßen des Bezirks wurde oft dem Ball nachgejagt Die Buben organisierten sich in „wilden Mannschaften“. Gespielt wurde Gasse gegen Gasse. Otto Fischer trat für die Buchengasse an, der zwei Jahre jüngere Matthias Sindelar spielte für die Quellenstraße. Diese „wilden Mannschaften“ galten als Nachwuchspool für die Kliubs, die Spieler wurden regelmäßig von den Vereinen beobachtet.

Otto Fischer war für seine Schnelligkeit, seine technischen Fähigkeiten und seine Dribbelkünste bekannt. Als Jugendlicher schloss sich Fischer der Favoritner Hertha an. Der Verein war auch in der jüdischen Bevölkerung verwurzelt. Später wechselte er zum Karlsbader FK in die Tschechoslowakei um dort als Profifussballer zu spielen. 1922 wechselte er aber wieder nach Wien zur Vienna, wo er seine größten Erfolge feierte. 1923 wurde Fischer erstmals von Hugo Meisl in die Nationalmannschaft einberufen. Insgesamt bestritt er 173 Meisterschaftsspiele in der höchsten Liga und erzielte dabei 52 Tore. Für Österreich spielte er siebenmal.

Nach dem Ende seiner aktiven Laiufbahn wechselte Fischer später als Trainer zuerst nach Serbien, Tschechien und Kroatien bevor er ein Angebot des lettischen Vereins Olimpija Llepaja annahm. Mit seinem offensiven Spielstil holte er 1936 und 1938 die lettische Meisterschaft. Die Besetzung Lettlands durch die Nazis im Jahr 1941 beendete sein Leben abrupt. Er wurde von den Nazis verhaftet und sofort ermordert. Auch seine Frau Anna und die meisten Mitglieder der Familie wurden ermordet, Nur Schwester Ernestine und die beiden Kinder Paul und Alice überlebten den Holocaust. Eine Gedenktafel oder ein Stolperstein vor dem Haus in der Buchengasse 44, das an Otto Fischer erinnert, wäre schon schön.

 

Der Otto Fischer Lauf:

 

 

Der Melanie Adler Lauf

Bei meinem morgendlichen Lauf heute Früh nicht sehr motiviert gewesen, was wahrscheinlich am Wind lag. Danach fühlte es sich aber trotzdem wieder gut an, wie immer eigentlich.
Der Lauf heute ging nach Döbling in die Lannergasse 9 ins Elternhaus der Ärztin Melanie Adler. Melanie Adler war die Tochter des österreichischen Musikwissenschaftlers Guido Adler. Melanie Adler begann ihr Medizinstudium in München und beendete es in Wien. Es gibt unterschiedliche Meinungen, wie Melanie Adler als Ärztin arbeitete. Einige sagen, dass sie sich nie als Ärztin niedergelassen habe. Forschungen ergaben aber, dass sie für mehrere Ärzte in München und Wien als ausgebildete Homöopathin arbeitete.
Melanie Adler führte ein sehr unabhängiges Leben und verreiste viel. Sie hat sich auch oft außerhalb von Wien, vor allem in München und Graz aufgehalten. Für die Famile war das Leben von Melanie Adler häufig ein Rätsel gewesen. Sie trug meistens Männer-Kleidung und gegenüber der jüdischen Kultur war sie eher distanziert. Es gab immer wieder Gerüchte über ihre angebliche Homosexualität. Familienmitglieder bezeichneten sie als „strange bird“ und „the complete nut of the family“. Abgesehen vom Vater hatte kein Familienmitglied ein positives Bild von ihr. Auch ihr Wohnort war der Familie unbekannt gewesen bis sie 1938 nach Wien zurückzog um ihren Vater zu pflegen bis dieser im Februar 1941 in der Lannergasse 9 verstarb.
Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich gerieten Melanie Adler und ihr Vater in eine prekäre finanzielle Lage, wie etwa durch Zahlungen wie die Judenvermögensabgabe. Den Hauptteil des Hauses mussten Melanie Adler und ihr Vater der Witwe eines Kreisleiters sowie einem NSDAP-Mitglied zur Verfügung gestellt werden. Freunde im Ausland rieten ihnen zur Flucht, doch Melanie Adler und ihr Vater blieben in Wien. Vermutlich waren das Alter und der gesundheitliche Zustand des Vaters die Gründe dafür. Die beiden glaubten aber auch an ein zeitnahes Ende des NS-Regimes.
Melanie Adlers Vater hinterließ nach seinem Tod neben Haus und Kunstwerken eine umfangreiche, wertvolle musikwissenschaftliche Bibliothek mit seltenen Werken und Korrespondenzen mit bedeutenden Komponisten, die er sich in seiner Zeit an der Universität Wien aufgebaut hatte. Melanie Adler versuchte zwar, die Bibliothek zu retten, diese wurde jedoch im Februar 1941 von der Gestapo beschlagnahmt und „arisiert“. Trotzdem versuchte sie nach wie vor die Bibliothek zu retten und wurde letztendlich von der Gestapo als Staatsfeind deklariert. Kurz vor Weihnachten 1941 nach einigen ergebnislosen Versuchen zur Emigration tauchte Melanie Adler unter. Wo sie Zuflucht fand, isr unbekannt. Im Mai 1942 wurde sie entdeckt und verhaftet.
Am 20. Mai 1942 wird Melanie Adler in die Nähe von Minsk ins Vernichtungslager Maly Trostinez deportiert und dort am 26. Mai 1942 umgebracht.
Der Melanie Adler Lauf