Monat: April 2024

Der Franz Wirer Lauf

Windig war’s heute bei meinem Morgenlauf über Favoriten in die innere Stadt und zurück. War notwendig nach einer einwöchigen Laufpause wegen Krankheit und dem Osterwochenende wegen vielem Essen.

Diesmal hätte ich auch in Bad Ischl einige Laufstrecken gefunden, denn der Wiener Arzt Franz Wirer begründete durch den Aufbau des ersten österreichischen Solekurbades den Weltruf von Bad Ischl. Franz Wirer war Hofarzt am Wiener Hof und Leibarzt von Kaiser Franz I.

Franz Wirer reiste mit einigen Kollegen nach Ischl, wo eine Saline bestand bei der Sole als Abfallprodukt anfiel. Wirer kam auf die Idee, in Ischl ein Solebad aufzubauen, auch weil Ischl ein gutes Klima aufzuweisen hat. Durch das Renommee von Wirer gelang der Durchbruch. Wirer propagierte eine Ganzheitstherapie und bemühte sich um die Gunst des Kaiserhauses. Zunächst kümmerte er sich um die gastronomische Infrastruktur. Noch im Jahr 1821 holte er beispielsweise den Konditor Zauner aus Wien nach Ischl, da ein solcher für kaiserliche Gäste nicht fehlen durfte, und betrieb den „Wirerkeller“.

Aufgrund seiner Verdienste wurde Franz Wirer in den Adelsstand erhoben. In Wien wohnte er am Bauernmarkt 1, wo er auch starb. Gedenktafel gibt es dort nicht. Lediglich eine nach ihm benannte Straße in Favoriten.

 

Der Franz Wirer Lauf:

 

Der Paul Beiersdorf Lauf

Park, Gasse oder Straße, die nach Paul Beiersdorf benannt ist, gibt es in Wien nicht. Daher heute Morgen einfach zum Wien Standort gelaufen, der sich im Euro Plaza befindet. Etwas windig ist es heute, daher gefühlt auch etwas kühler.

Der deutsche Apotheker Paul Beiersdorf hätte heute seinen 188. Geburtstag gehabt. Mit 44 Jahren zog 1880 nach Hamburg und kaufte sich eine Apotheke in der Nähe der St. Michaeliskirche. Beiersdorfer war eher Wissenschaftler und kein strategisch denkender Unternehmer. Deshalb hatte er sich auch nicht über den wirtschaftlichen Status der Apotheke informiert. Sein Vorgänger hatte nämlich keinen guten Ruf bei den Ärzten, die ihre Patienten in andere Apotheken schickten. Auch die Menschen, die in diesem Viertel wohnten, waren eher ärmlich und verfügten über keine große Kaufkraft.

Seine naturwissenschaftlichen Eigenschaften halfen ihm aus der heiklen Situation, in der sich die Apotheke befand, aber wieder heraus. Beiersdorf bot Labordienstleistungen an, da die Apotheke über ein kleines Labor verfügte. Er sprach die Ärzte der Umgebung darauf an und konnte mit dem damals noch etwas ungewöhnlichen Konzept tatsächlich überzeugen.

Paul Beiersdorf entwickelte dann auch ein Verfahren zur Herstellung von selbstklebenden medizinischen Pflastern – und meldete das Guttaperchapflaster am 28. März 1882 zum Patent an. Dieses Datum der ersten Patentanmeldung gilt auch als Gründungsdatum der Firma Beiersdorf.

Bei seinen Produkten sprach sich Beiersdorf ausdrücklich gegen „Werbung machen“ aus. Er wollte mit Qualität überzeugen. Beiersdorf verwendete intuitiv eine Strategie aus dem heutigen Pharmamarketing zur Bekanntmachung seiner Produkte. Ärzte und andere Apotheker wurden auf die Produkte aufmerksam und vertrauten auf diese. Eine zentrale Marketingmaßnahme des heutigen Pharmamarketings bildet nämlich in der Tat die Bekanntmachung der Produkte über Meinungsbildner, also Ärzte und Ärztinnen, die Koryphäen auf ihrem Gebiet sind und deren Meinung einen hohen Stellenwert bei den Kollegen hat.

Am 29. März 1890 traf Beiersdorf dann ein extremer Schicksalsschlag: Sein 16-jähriger Sohn Carl erschoss sich mit der Pistole seines Vaters, weil er das Klassenziel nicht erreicht hatte und nicht versetzt wurde. Wegen des Selbstmordes seines Sohnes verkaufte er seine Firma am 21. Mai 1890 an Oskar Troplowitz, einem 27-jährigen Apotheker aus Breslau mit großem Interesse an Forschung und Entwicklung inklusive einer ausgeprägten unternehmerischen Denkweise. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte die kleine Manufaktur elf Angestellte: acht Arbeiter zur Herstellung der Pflaster, einen Laboranten und zwei Vertriebsmitarbeiter.

Paul Beiersdorf hatte sein Vermögen letztendlich an Bauspekulanten verloren und sein beruflicher Neustadt im Apothekenwesen scheiterte. Am 17.12.1896 verübte Beiersdorf mit Gift Selbstmord. ( https://www.laborjournal.de/rubric/funding/funding/2023_05.php )


Der Paul Beiersdorf Lauf

 

Der Alfred Böhm Lauf

Schöner Morgenlauf heute nach Favoriten am 104. Geburtstag des Schauspielers Alfred Böhm, der in der Laxenburger Straße 111, wo auch die erste Pfadfindergruppe Wiens gegründet wurde, in ärmlichen Verhältnissen mit seinen beiden Brüdern in einer kleinen Wohnung (Zimmer-Küche-Kabinett) aufwuchs. In dieser kleinen Wohnung wohnten die Eltern, die beiden Brüder und die pflegebedürftige Großmutter aus Polen. Der Vater arbeitete als Metalldreher, war zeitweise arbeitslos und in die Februaraufstände 1934 involviert. Die Mutter besserte das knappe Familieneinkommen mit Heimarbeit als Weißnäherin sowie Reinigungsarbeiten auf.
Mit der Theaterwelt kam Alfred Böhm schon früh in Kontakt. Als Jugendlicher verdiente er ein kleines Zubrot als Claqueur im Theater an der Wien und im Kabarett Simpl.

Angesichts der unsicheren Zeiten in den 1930er-Jahren und der materiellen Situation der Familie bestand der Vater auf einem „ordentlichen“ Beruf für seinen Nachwuchs und vermittelte ihm eine Lehre als Feinmechaniker, die Sohn Alfred auch erfolgreich als Geselle abschloss. Gearbeitet hat er in diesem Beruf jedoch nach Lehrabschluß nie.

Am 1. Dezember 1938 wurde Böhm zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war die gesamte Zeit des 2. Weltkriegs an verschiedenen Schauplätzen in Polen, der Tschechoslowakei, Belgien, Frankreich und zuletzt in Russland im Einsatz. Sein komödiantisches Talent führte dazu, dass er ohne jede Schauspielausbildung rasch zur „kulturellen Betreuung“ seiner Einheit auserkoren wurde und zahlreiche Sketches und Theateraufführungen an der Front gestaltete.

Ende 1945 wurde Böhm aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte zufällig am Tag genau gleichzeitig mit seinen drei Brüdern, zu denen er jahrelang keinen Kontakt hatte, am 13. November 1945 aus der Kriegsgefangenschaft heim. Heute weitgehend vergessen ist die Karriere seiner beiden Brüder Franz Böhm (Künstlername „Franz Böheim“) und Karl Böhm (Künstlername „Carlo Böhm“). Dazu eine kleine Anmerkung am Rande: Carlo Böhm ist vielen vermutlich unbekannter Weise ein Begriff: Er spielte in der legendären Silvesterfolge von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ den Nachbarn Herrn Gebauer, dem Mundl Sackbauer alias Karl Merkatz die Rakete ins Fenster schießt.

25 Jahre lang, bis zum 12. September 1993, verkörperte er als Ober Alfred in mehr als 1.000 Folgen den Kellner der Nation, im Seniorenclub. Seine großen Fernseh- und Filmrollen machten Alfred Böhm zu einem der prominentesten Volksschauspieler seiner Zeit, unvergessen seine heute bekannteste Filmrolle in Franz Antels „Der Bockerer“ 1981, als er Alfred Hatzinger, dem typisch wienerischen, gemütlichen und meist leicht angeheiterten Tarockpartner Karl Bockerers. Unvergessen auch die Rolle des Waldemar Herzog, einem kinderlieben Pensionist, in der sehr erfolgreichen, von 1985 bis 1989 ausgestrahlten Fernsehserie „Der Leihopa“. Auch die Stegreifsendung „Fernsehfamilie Leitner“ war sehr populär.

Bereits 1966 ist er mit seiner Frau in einen abgelegenen Bauernhof nach Wieselburg gezogen, wo er am 22.9.1995 gestorben ist.

Der Alfred Böhm Lauf