Monat: Januar 2024

Der Fanny Feifalik Lauf

Heute war es wieder etwas kühler, aber angenehme Lauftemperaturen bei klarem Himmel. Es ging am 182. Geburtstag der österreichischen Friseurin Fanny Feifalik über den Spittelberg nach Schönbrunn, und dort zum Abschluss noch viermal zur Gloriette rauf.

Franziska Angerer- Rösler, war die Tochter des bekannten Friseurs Benedict Angerer und der Hebamme Anna von der ansonsten heute leider nichts bekannt ist. Ihr Vater besaß einen Friseurladen in der Burggasse 8 am Spittelberg, wo Fanny auch ihren Beruf lernte. Fanny Feifalik war die wohl berühmteste Friseuse am Wiener Hof und fehlte in keiner Biographie der Kaiserin Sisi. Ihr Vater kreierte die Allongeperücke, die für das Prinz Eugen Denkmal am Heldenplatz als Vorbild benutzt wurde.

Fanny hatte bei den Wiener Theatern eine Anstellung als Garderoberin und Theaterfriseurin. Ihre Arbeit wurde bald sehr geschätzt und berühmte Schauspielerinnen wie Maria Geistinger, Pauline Lucca oder Katharina Schratt ließen sich von Fanny ihre Haare für die Bühne herrichten. Während eines Theaterbesuches am Burgtheater fiel der Kaiserin Elisabeth die wunderschöne, phantasievolle Frisur der Hauptdarstellerin (es war die Schauspielerin Helene Gabillon) des Stückes auf. Auf Nachfrage wurde der Kaiserin mitgeteilt, dass es sich bei der Friseurin um Fanny Angerer handelte, die erst kürzlich am Burgtheater eingestellt wurde. Die Kaiserin warb sie vom Burgtheater ab und bot ihr die Stelle einer „persönlichen Friseurin der Kaiserin“ an.

Für Fanny, das einfache Mädchen aus dem Volk, das von ihrer Majestät persönlich auf den Wiener Hof gerufen wurde, kam dies einer märchenhaften, ungewöhnlichen Karriere gleich.

Fanny, die täglich drei Stunden mit der Kaiserin bei ihrer Morgentoilette zubrachte, entwickelte sich zu einer der engsten Vertrauten der Kaiserin. Viele Hofdamen wurden deshalb eifersüchtig. Die Kaiserin setzte ihre Friseurin auch als ihr Double öfter ein, da sie gleich alt und ähnlich ausgesehen hatte. So ließ Elisabeth ihre Friseurin 1885 im Galaboot im Hafen von Smyrna umherfahren und die Huldigungen entgegennehmen, während die Kaiserin an Land ging und unerkannt eine Stadtbesichtigung unternahm.

Das Waschen der Haare dauerte meist einen ganzen Tag und wurde etwa alle drei Wochen wiederholt. Im Laufe der Jahre wurde Elisabeth von Fanny sehr abhängig und wollte keinesfalls auf ihre Dienste verzichten. Die Kaiserin hatte auch ein persönliches Interesse an Fanny. Als sich Fanny in den Bankbeamten Hugo Feifalik verliebte und diesen heiraten wollte, hätte die Kaiserin Fanny nach den Regeln der Etikette entlassen müssen, da nur unverheiratete Damen als Gesellschafterinnen der Kaiserin zugelassen waren. Aber sie setzte mit einer persönlichen Bitte beim Kaiser durch, dass sie bleiben durfte. Sie nahm sogar Hugo Feifalik in ihre Dienste. Das Ehepaar Feifalik diente der Kaiserin mehr als dreißig Jahre lang am Wiener Hof. (https://www.porzellanfuhre.at/episoden/die-frisorin-der-kaiserin-und-ihre-erfolgreiche-familie)

 

Der Fanny Feifalik Lauf:

 

 

 

 

 

 

Der Margarete Schütte-Lihotzky Lauf

Nur eine knapp 6 Kilometer Runde heute morgen aufgrund wenig Zeit. Der Lauf war heute auch eine ziemliche Rutschpartie, glatte Gehsteige, aber immerhin nicht gestürzt.

Die Margaretnerin Margarete Schütte-Lihotzky hätte heute ihren 127. Geburtstag gehabt, starb aber im Jahr 2000 ein paar Tage vor ihrem 103. Geburtstag. Sie war einer der ersten Frauen, die Architektur studierten und vermutlich die erste Frau Österreichs, die diesen Beruf ausübte. Anfang 1921 arbeitete sie gemeinsam mit Adolf Loos für die Siedlung Friedensstadt am Lainzer Tiergarten. Dort entwarf sie zwei Reihenhäuser in der Woinovichgasse 2 und 4.

Schütte-Lihotzky gilt bis heute als bedeutendste Architektin Österreichs. Ihr bewegtes Leben als Architektin, Friedensaktivistin, Frauenrechtlerin, Kommunistin und Widerstandskämpferin führte sie unter anderem nach Frankfurt, Moskau, Japan, China, London, Paris, Istanbul, Sofia und Berlin. Die von ihr entwickelte, weltberühmte „Frankfurter Küche“, der Urtyp der modernen Einbauküche, findet sich mittlerweile in zahlreichen Museen.

Schütte-Lihotzky plante bereits in den 1920er-Jahren Wohnungen für die „berufstätige Frau“ und Wohnungen für das Existenzminimum, also kompakte Kleinst- und Kleinwohnungen mit einer geringen Wohnfläche, aber mit einer äußerst ökonomischen Raumaufteilung und nach Möglichkeit mit einem direkten Zugang zu einer Freifläche.

Ihre Wohnung in der Franzensgasse 16, die zwischen 2000 und 2020 von der Kunsthistorikerin Ulrike Jenni bewohnt wurde, steht heute unter Denkmalschutz und kann einmal in der Woche besucht werden. Die Raumaufteilung blieb unverändert und viele Möbel von Schütte-Lihotzky sind in ihrer ursprünglichen Funktion erhalten. Die bis ins kleinste Detail durchdachte Wohnung hat nur 55 Quadratmeter, wirkt aber sehr großzügig und atmosphärisch.

Es ist sehr selten, dass es gelingt, eine solche Wohnung zu retten und mit großteils erhaltener Originalausstattung unter Denkmalschutz zu stellen. Bei der Wohnung der weltberühmten Architektin Margarete Schütte-Lihotzky ist es aber gelungen.

Margarete Schütte-Lihotzky: „Ich habe mir nie vorgestellt, Bahnhöfe oder Kulturpaläste zu bauen. Ich wollte Architektin werden, weil ich zur Linderung des Wohnungselends beitragen wollte.“

1938 ging sie wie viele ihrer Kollegen in die Türkei und arbeitete in Istanbul an der Akademie der schönen Künste. Im türkischen Exil entschloss sich Schütte-Lihotzky, aktiv gegen das NS-Regime in ihrer Heimat zu kämpfen. Ende 1940 kehrte sie nach Wien zurück und schloss sich einer kommunistischen Widerstandsgruppe an. Doch bereits im Jänner 1941 wurde sie zu 15 Jahren Haft verurteilt. Sie wurde 1945 befreit, doch die meisten ihrer Mitangeklagten bezahlten ihr Engagement mit dem Leben.

Da sie auch nach dem Krieg Kommunistin blieb, erhielt sie in Wien leider kaum Aufträge. Die regierende Wiener Sozialdemokratie war damals strikt antikommunistisch eingestellt. Aber immerhin konnte sie 1950 zwei Gemeindebauten und einen heute unter Denkmalschutz gestellten Kindergarten am Kapaunplatz entwerfen.

Nachdem Jörg Haider bei einer Debatte im österreichischen Parlament über ein rassistisch motiviertes Bombenattentat, dem vier österreichische Roma zum Opfer gefallen waren, Konzentrationslager als „Straflager“ bezeichnet hatte, klagte Schütte-Lihotzky gemeinsam mit vier weiteren NS-Verfolgten Haider vor dem Wiener Handelsgericht, weil sie in der Bezeichnung eine grobe Verharmlosung des Charakters dieser Lager sah.

 

Der Margarete Schütte-Lihotzky Lauf:

 

 

 

 

Der Herbert Boeckl Lauf

Etwas kalt war es in der Früh, aber blauer Himmel und ein schöner Sonnenaufgang. Wollte nach längerer Zeit aber wieder einmal über die Donau bei meinem Morgenlauf. Über die Reichsbrücke, an der zugefrorenen Alten Donau vorbei bis nach Kagran. Am 58. Todestag des Malers Herbert Boeckl ging es zum Herbert-Boeckl-Weg.

Geboren in Klagenfurt, ging es nach der Schulausbildung und Matura nach Wien, wo er sich an der Akademie der bildenen Künste bewarb. Dort wurde er aber abgelehnt und er begann, Architektur zu studieren. Er war Privatschüler von Adolf Loos, und durch Loos trat er in Kontakt mit Künstlern wie Egon Schiele, Gustav Klimt und Carl Moll. Nach dem 1. Weltkrieg heiratete er Maria Plahna, die ihm in den ersten Jahren der Ehe als Aktmodell diente. Sein Studium an der Technischen Hochschule gab er nach dem Krieg auf und bezog ein kleines Atelier in Klagenfurt, wo er seine Werke ausstellte. Egon Schiele war begeistert von einem der ausgestellten Porträts und empfahl Boeckl an den Wiener Kunsthändler und Verleger Gustav Nebehay. Ein Vertrag mit Nebehay sicherte Boeckl bis 1931 wirtschaftlich ab.
Ab 1928 lebte Boeckl mit seiner Familie wieder vermehrt in Wien und arbeitete in einem Atelier in der Argentinierstraße 41. 1935 erfolgte die Berufung als Professor an die Akademie der bildenden Künste.

Während dem Zweiten Weltkrieg zog sich Boeckl weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und überahm statt der Leitung der Meisterklasse den täglich stattfindenden Abendakt, der eine Pflichtveranstaltung für sämtliche Akademiestudenten war. Aufgrund der NS-Kulturpolitik war es Boeckl kaum möglich, sich an Ausstellungen zu beteiligen, woraus sich auch ein eher zurückgezogenes Leben und Kunstschaffen während der folgenden Jahre ergab. Boeckl war zwar Mitglied der NSDAP, hat die Beziehung zur NSDAP aber nur gesucht, um nicht mit der nationalsozialistischen Kunstpolitik in Konflikt zu kommen, weil er sich als Künstler an der Grenze der sogenannten „entarteten Kunst“ bewegte. Aus seiner antifaschistischen Einstellung hat er jedenfalls kein Hehl gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zum Rektor ernannt und setzte sich für den personellen und materiellen Wiederaufbau der Akademie ein.

 

Der Herbert Boeckl Lauf:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Fritz Eichler Lauf

Etwas windig heute morgen (circa 30 km/h, oder so), deshalb nur eine kleine Runde. In der Albertgasse stand schon die Feuerwehr, dort war offenbar ein Baum einsturzgefährdet.

Der Archäologe Fritz Eichler ist heute vor 53 Jahren verstorben und wohnte under anderem in der Loidoldgasse 4, wo auch der Dichter Friedrich Hebbel wohnte. An Friedrich Hebbel erinnert dort auch eine Gedenktafel. Weiters wohnte Eichler in der Breitenfelder Gasse 6, wo unter anderem auch der Soziologe Anton Burghardt wohnte, der ab 1965 die Wochenzeitung „Die Furche“ herausgab. Burghardt wurde im 2. Weltkrieg von den Nazis gezwungen, ein Kurt Schuschnigg unterstützendes Graffiti unter öffentlicher Demütigung mit ätzender Lauge vom Gehsteig zu entfernen.

Nach Eichlers Promotion in Graz war er seit 1913 an der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien tätig. Kurz vor seiner Pensionierung war er 1951 bis 1952 Erster Direktor des Kunsthistorischen Museums.

 

Der Fritz Eichler Lauf:

 

Der Funki Feurer Lauf

Zum 70er von Herbert Funki Feurer ging’s beim heutigen Morgenlauf, wo es etwas windig war, nach Ottakring, wo er bis 2013 die Trafik in der Effingergasse führte. Auf dem Weg dorthin traf ich auch Laurel & Hardy.

Beim SC Aspang startete Funki Feurer seine Karriere. In Aspangberg-St. Peter steht sein Geburtshaus, das er 2020 verkaufte.

Am 11. August 1976 feierte er beim 2:0 Sieg gegen Admira Wacker sein Debüt im Rapid-Tor. Insgesamt stand er in 289 Spielen zwischen 1976 und 1989 im Rapid-Tor. Als absoluter Höhepunkt seiner Karriere kann wohl das Europacup-Spiel gegen Celtic Glasgow am 12. Dezember 1984 bezeichnet werden. Rapid hatte das Heimspiel 3:1 gewonnen und im Rückspiel lagen die Schotten mit 2:0 in Front, ehe Verteidiger Rudi Weinhofer nach einem verfehlten Flaschenwurf zu Boden ging. Rapid protestierte und das Rückspiel wurde neu ausgetragen, diesmal im ehrwürdigen Old Trafford in Manchester. Peter Pacult konnte bereits in der 17. Minute die Führung der Wiener erzielen, ehe in der 65. Minute ein Celtic-Fan aufs Feld lief und Feurer mit Schlägen und Tritten traktierte. Der Goalie rappelte sich wieder auf, spielte weiter und hielt sein Tor bis zum Schlusspfiff sauber – Rapid stand im Viertelfinale.

Feurer gründete auch den SK Rapid Legendenclub beim Rekordmeister. Bei Europacup Auswärtsspielen bemerkte er als Spieler und Trainer oft, dass man sich bei vielen großen Vereinen in Europa um ehemalige erfolgreiche Spieler noch sehr kümmert und dass fand er bei Rapid durchaus nachahmenswert. Also setzte er seinen Plan in die Tat um und die damalige Rapid-Chefetage war durchaus begeistert. Es sieht aber so aus, als ob die Homepage des Legendenclubs nicht mehr aktualisiert wird. Der für das Design und die Betreuung der Homepage verantwortliche Michael Schmid hat seine Tätigkeit als Programmierer eingestellt. Den Legendenclub in Hütteldorf gibt es aber noch immer.

 

Der Funki Feurer Lauf:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Paul Lange Lauf

So kalt wie in den letzten Tagen war es heute nicht mehr, aber doch angenehme Temperaturen um die null Grad und einige Höhenmeter in die Dornbacher Weinberge. Der Himmelmutterweg ist schon ziemlich steil. Runter ging’s dann vom Schafberg Richtung Gürtel.
Der Architekt Paul Lange, der heute seinen 174. Geburtstag gehabt hätte, hat 1883 gemeinsam mit Dominik Avanzo das Gasthaus „Zur Güldenen Waldschnepfe“ in Dornbach gebaut.

Das Vorgebäude an diesem Standort wurde bereits 1660 erbaut. 1883 wurde es von Julius Schuster, Güterdirektor der Rothschilds, gekauft, und von Paul Lange und Dominik Avanzo im altdeutschen Stil patriarchalischer Einkehrwirtshäuser des 17. Jahrhunderts erbaut. Beliebtes Gasthaus mit Schrammelmusik, während des 1. Weltkriegs wurde die Waldschnepfe zum Lazarett, im 2. Weltkrieg war dort ein Offizierskasino, nach dem Krieg nicht mehr eröffnet. Nach dem Ungarnaufstand 1956 waren dort Flüchtlinge untergebracht, 2008 war dort eine Bankfiliale und aktuell befindet sich eine Trattoria dort.

Die „Güldene Waldschnepfe“ wurde zum Hauptquartier der Schrammeln (Gebrüder Schrammel, Dänzer und Strohmayer) und zur Hochburg der Schrammelmusik. Die Schrammeln wussten, dass reine Instrumentalmusik beim Heurigen nicht ausreichte um die Aufmerksamkeit des Publikums für längere Zeit zu fesseln. Daher hatten sie immer einige Sänger dabei, vorwiegend Fiaker, die ohnehin auf Ihre Herrschaft warten musste. Einige dieser „Natursänger“ wurden berühmt, allen voran Josef Bratfisch, der Leibfiaker von Kronprinz Rudolf, der selbst oft Gast in der Waldschnepfe war. Immer, wenn die Schrammeln in der Waldschnepfe spielten (jeden Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonntag) ist das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt. Den Gründern der Schrammelmusik waren aber nur wenige Jahre des Erfolgs beschieden. Beide starben mit nur 43 Jahren. Johann, der Ältere, 1893, Josef folgte ihm 2 Jahre später. Doch legendär sind sie bis heute.

 

Der Paul Lange Lauf:

  

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Carl Ritter von Ghega Lauf

Etwas kalt war’s heute bei meinem Morgenlauf, aber dennoch perfekte Temperaturen. Irgendwie war ich heute in einem schönen Flow am 222. Geburtstag von Carl Ritter von Ghega, dem Erbauer der Semmeringbahn von Gloggnitz nach Mürzzuschlag. Gewohnt und gestorben ist er im Haus Rotenturmstraße/Ecke Am Lugeck. Die Gedenktafel findet man fast nicht, kurz bevor ich wieder weglaufen wollte, aber dann doch noch.

 

Die Verbindung zwischen Wien und Triest war das bedeutendste Eisenbahnprojekt des 19. Jahrhunderts. Die schwierigste Hürde auf dieser Strecke war, den Semmering zu überwinden, der mit einer Höhe von 1000 Metern die ungünstigsten Verhältnisse zur Errichtung einer Bahnstrecke bot: Die Landschaft ist stark zerklüftet und außergewöhnlich unwegsam.

 

Da holten sich die k. k. Staatsbahnen Carl Ghega, der mit nur 17 Jahren sein Doktorat der Technik erworben hatte. Mit der Semmeringbahn sollte dann die erste Gebirgsbahn der Welt entstehen. Die 16 Tunnels, 17 Viadukte und elf Brücken mussten ohne Sprengmittel errichtet, die meisten Arbeitsvorgänge händisch durchgeführt und die Felsen mit einfachen Handbohrern bearbeitet werden.

 

Die größten Probleme entstanden während der Bauarbeiten. Da die Arbeiter in primitiven Holzhütten und unter katastrophalen sanitären Verhältnissen untergebracht waren, brachen Cholera und Typhus aus. Mehr als 700 Männer fielen diesen Seuchen während der Bauzeit zum Opfer. Für sie wurde am Fuße des Semmering ein eigener Friedhof errichtet.

 

Doch trotz aller Probleme konnte nach dreijähriger Bauzeit mit der Lokomotive „Save“ die ersten Versuchsfahrten unternommen werden, und am 17. Juli 1854 fand die feierliche Eröffnung des Personenverkehrs statt.

 

Auch der unverheiratet gebliebene Carl Ritter von Ghega, den Kaiser Franz Joseph für seine Verdienste in den Adelsstand erhob, war während der Bauarbeiten an Tuberkulose erkrankt. Er starb nur sechs Jahre nach der Eröffnung seines Lebenswerks im Alter von 58 Jahren in Wien. (Quelle: https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/carl-von-ghega-und-die-alte-semmeringbahn/)

 

Der Carl Ritter von Ghega Lauf:

 

 

 

Der Jacques Arndt – Lauf

Über den bekannten Schauspieler und Regisseur Jacques Arndt, der bis in die 1990er Jahre insgesamt 39 Filme gedreht hat, gibt es in Wien nichts zu finden. Obwohl weltbekannt, ist er hier in Vergessenheit geraten. Keine Gasse, Straße oder Park, der nach ihm benannt wurde. So, als sollte seine Vergangenheit geheim gehalten werden.

Sein größter Wunsch war es schon als Kind, im Burgtheater zu spielen. Dieser Wunsch erfüllte sich nur im Kindesalter. Als Kind in Wien war er zweimal die Woche mit seiner Mutter ins Burgtheater gegangen. Schon mit 15 wollte er Schauspieler werden. Die Mutter finanzierte ihm den Unterricht, er lernte an der Schule des Burgtheaters und wurde in dessen Ensemble berufen. Er sah „eine rosafarbene Welt“ vor sich, „es war die Welt, in der ich leben wollte“.

Am 11. März 1938 zerbricht diese Welt, Hitlers Truppen marschieren in Wien ein. Arndt weiß nicht genau, was das bedeuten soll. Er interessiert sich nicht für Politik. Bei einer Nachmittagsvorstellung für Schüler ist der ganze Saal voller Jugendlicher in braunen Hemden. Das Burgtheater spielt Schillers Wallenstein und Arndt spricht auf der Bühne den Vers: „Freiheit ist bei der Macht allein / ich leb und sterb mit dem Wallenstein.“

Der Saal tobt plötzlich, die Braunhemden springen mit ihren Stiefeln auf die Sessel, rufen „Heil Hitler“ – Macht haben sie mit Deutschland und Wallenstein mit Hitler übersetzt. „Das habe ich nicht gewollt“, flüstert Arndt erschüttert, jedoch laut genug, dass es einer seiner Kollegen hört. Tage später fällt eine Horde SA-Männer mit Knüppeln in seiner Garderobe ein. Sie prügeln ihn die Treppe hinunter und werfen ihn aus dem Theater. Er kehrt nie zurück.

Zwei Monate später klingeln zwei Männer an seiner Tür. Sie unterbreiten ihm einen Fluchtplan. Wer diese Männer waren, hat Arndt nie erfahren. Er vermutet, es waren Doppelagenten, die sein Vater, der im 1. Weltkrieg k.u.k. Offizier war und starb, als er noch Kind war, kannte. Die Flucht nach Südamerika war sehr abenteuerlich.

Arndt möchte seine Mutter mitnehmen, sie sagen ihm, er solle sie später nachholen. Er wird sie nie wieder sehen. Kurz darauf verlässt er Wien, mit nur 9,50 Reichsmark in der Tasche, mehr darf er nicht bei sich tragen. Arndt passiert die einzig offene Grenze nach Deutschland, fährt mit Nahverkehrszügen bis Trier. Sie sagen ihm, an welchen Bahnhöfen er etwas zu essen bekommt und wo er sich waschen kann. „Wenn was passiert“, schärfen sie ihm ein, „hast du uns nie gesehen.“

In Trier schwimmt er durch die Mosel nach Luxemburg. Dort meldet er sich bei einer Kontaktadresse. Ende November 1938 bringen ihn seine Fluchthelfer um acht Uhr morgens zum Zug nach Marseille. Er sagte dass er keinen Pass hat. „Ne pas des questions, s’il vous plaît“, kriegt er zurück. Im Zug kommen Schaffner und Zöllner. Sie kontrollieren alle im Abteil – nur Arndt nicht. In Marseille wartet ein Mann auf dem Bahnsteig, der ihn zum Hafen bringt. Auf der Seitenwand des Frachters „Campana“ öffnet sich die Tür, ein Brett wird herübergeschoben, er ist gerettet.

23 lange Tage sitzt er mit Flüchtlingen aus Polen im Rumpf des Frachters, dann wird er zum ersten Mal an Deck geholt. Es weht ein warmer Wind, zu sehen ist ein Hafen. „Der Hafen von Santos“, sagt ein Matrose. „Wo ist Santos?“ – „Brasilien. In zwei Tagen gehst du in Montevideo an Land, das ist in Uruguay, ein gutes Land.“

Er wurde nach dem Krieg in Südamerika und den USA ein bekannter Schauspieler und Regisseur. Nach Wien kam er erstmals 1999. „Ich war Staatsgast“, sagt er mit ironischem Unterton. Doch in den acht Tagen des Besuchs hat Arndt kein einziges Mal gelächelt. Beim Empfang mit dem damaligen Bundeskanzler Victor Klima fragte ihn der Regierungschef: „Was ist Ihr erstes Empfinden, wieder in Wien zu sein?“ – „Mein erster Gedanke ist, warum Sie fast 60 Jahre gebraucht haben, mir diese Frage zu stellen.“

Arndt wollte auch in das Zuhause seiner Kindheit zurück. Eine große Fünf-Zimmer-Wohnung im dritten Bezirk, nicht weit vom Burgtheater.

Der neue Besitzer war sichtlich nervös. Der Kaufvertrag lag auf dem Tisch, er hatte die Wohnung von einer Tänzerin übernommen. Obwohl viele Jahre vergangen waren, kamen die Räume ihm noch vor wie früher.

Er hat nicht herausfinden können, wer die Wohnung geraubt hatte, nachdem sie seiner Familie weggenommen wurde. Eine von den vielen Fragen, die offen geblieben sind. Arndt hatte auch um Auskunft beim Roten Kreuz gebeten, was mit seiner Mutter passiert ist (Sie arbeitete beim Roten Kreuz). Die Antwort war nur zwei Zeilen lang: „Ihre Mutter wurde ein Opfer des Faschismus. Es lebe die Freiheit!“

Es gibt also rund um Jacques Arndt viele Fragen, die nie beantwortet wurden. (Quelle: https://taz.de/!636575/)

Der Jacques Arndt – Lauf